8.9.2021 Tag 176 In das Wildnisgebiet Tangersdorf
Morgens ist es noch etwas dunstig und feucht, was mit der sich bald durchsetzenden Sonne schöne, schon leicht herbstlich anmutende Stimmungen ergibt.
Hinter der B 109 gelange ich zur Schleuse Kannenburg an der Havel, die sich hier wunderschön durch die Wälder schlängelt. Auch an der Schleuse Schorfheide komme ich noch einmal an das Gewässer, was eigentlich zu einer Paddeltour einlädt, allerdings sind hier auch Motorboote unterwegs.
Ich befinde mich jetzt auf einem von 1949 bis 1994 von den Panzern der Roten Armee genutztem, ehemaligen Truppenübungsplatz, der sich über 6000 Hektar Fläche erstreckt hatte. Mittlerweile hat sich fast überall junger Kiefernwald wieder eingestellt, es gibt aber auch noch offene Heideflächen. Ein Schild verkündet, das 665 Hektar von der mir ja schon von anderen ehemaligen Truppenübungsplätzen bekannten Stiftung Naturlandschaften Brandenburg erworben wurde, die hier eine neue Wildnis entstehen lassen will. Leider scheint das nicht für den Rest der Fläche zu gelten, denn ich sehe frische, kleine Kahlschläge und Flächen, die sogar mit einem Bagger geräumt werden. Ein Warnschild verrät, dass hier Kampfmittelräumung statt findet, daher umgehe ich den Bereich. Nichts desto Trotz bekomme ich einen Einblick, und mir wird klar, dass hier mit ziemlich großem Aufwand neue Heideflächen hergestellt werden sollen. Wie schon mehrfach erwähnt, wurden ja große Flächen auf ehemaligen Truppenübungsplätzen an Naturschutz orientierte Stiftungen abgegeben. Statt den ganzen ehemaligen Truppenübungsplatz Tangersdorf in eine Hand zu geben, hat man sich anscheinedn nach 2010 entschlossen, auf einem Teil der Fläche der Wildnis Raum zu geben und auf einem anderen Teil aktives Naturschutzmanagement durchzuführen. Nun finde ich es zwar gut, Teile der Heideflächen offen zu halten, aber künstlich durch Waldrodung neue Heiden mit großem Aufwand zu schaffen halte ich für nicht angemessen. Wald ist nun einmal die natürliche Vegetationsform hier und hat ja auch vielfältige, wichtige Funktionen. Warum muss man dann eine nur durch menschliche Eingriffe entstandene Landschaft künstlich in einem bestimmten Zustand halten, zumal Heidelebensräume in Brandenburg wirklich nicht selten sind?
Ich denke, das viele Geld, wahrscheinlich aus Fördermitteln stammend, wäre anderweitig im Naturschutz besser investiert und man hätte hier die Chance nutzen sollen, wirklich großflächig Wildnis entstehen zu lassen.
Auf einem sandigen Pfad wandere ich oberhalb der Milnitz Senke weiter. Toll wie sich hier trockene Kiefernheide, ein Eichenwaldgürtel und dann die Feuchtlebensräume um die Seen zu einer Einheit verbinden. Ich kann es zur Zeit sehr relaxt angehen lassen, da es zu meinem Termin am nächsten Dienstag nicht mehr sehr weit ist. Daher lege ich eine ausgiebige Mittagspause ein und sehe Schwänen, sowie einem Reiher zu, der unbeweglich im flachen Wasser auf seine Chance wartet, einen Fisch zu erbeuten.
Es gibt hier auch etwas Birkenwald, bei weitem dominierend ist aber die Kiefer auf dem ehemaligen Panzerübungsplatz.
Irgendwann gelange ich in dichten, älteren Kiefernwald, der aber wie Schilder verraten, auf Grund der Munitionsbelastung nicht genutzt wird.
Schließlich schlage ich schon früh mein Lager oberhalb des Tangersdorfer Sees in einem lichten Kiefernwald mit einigen Buchen auf, und genieße die herrlich milde Nachmittagssonne in meinem Cowboylager in den Heidelbeeren unter einer Buche.