8.7.2021 Tag 121 Durch die Werraberge
Für Pay war das Wandern etwas viel, zumal er eine alte Sportverletzung am Knie hat, daher lässt er sich noch am Abend von Jana und Ariane abholen.
Ich bin am nächsten Morgen bereits wach, als es zu tröpfeln beginnt. Rasch packe ich meine Sachen unters Tarp, es regnet dann aber doch nicht…
Nachdem ich einige Kilometer Straße hinter mir habe, erreiche ich Bad Salzungen, wo ich einkaufe, und erst mal frühstücke, da meine Vorräte erschöpft waren. Statt dem üblichen Müsli gibt es 200 Gramm Mandelschokolade…
Durch den Puschkin Park erreiche ich die Werra und folge eine Zeit lang dem Werrra Burgensteig. Hinter Unterrohn gelange ich in ein Waldgebiet. Neben einer richtig dicken Eiche steht eine Tafel, die über die Arbeit des hiesigen Försters aufklärt, der sogar mit Namen genannt wird. Sehr ungewöhnlich, eigentlich gibt es Denkmäler ja erst nach dem Ableben…
Ich wandere weiter überwiegend durch Nadelwald, meist Kiefern, unter denen aber bereits ein grüner Teppich anderer Baumarten wächst. Am Weg ist Borkenkäferholz gestapelt, das gerade erst aufgearbeitet wurde und bald sehe ich auch die Holzerntemaschine (Harvester). Zu meinem Erstaunen fällt der Fahrer nicht markierte, gesunde Bäume unmittelbar neben der Rückegasse. Das ist ziemlich ungewöhnlich, da in der Regel nur ausgezeichnete Bäume gefällt werden dürfen. Entweder hat der Förster erlaubt, ausser dem Käferholz auch gesunde Bäume zu fällen, damit mehr Masse zusammen kommt, oder der Harvesterfahrer handelt eigenmächtig. Beides ist sehr schlecht! So ein Harvester kostet ab 500.000 Euro aufwärts und muss ständig in Betrieb sein, um abgezahlt werden zu können. Je mehr Holz dabei an einer Stelle anfällt, umso besser. Um zu vermeiden, dass der Harvesterfahrer zu seinen Gunsten arbeitet, ist es notwendig, die zu fällenden Bäume zu markieren und die Arbeit gut zu überwachen. Wenn ein Harvesterfahrer ohne Auftrag nicht ausgezeichnete Bäume fällt, lässt das darauf schließen, dass die Überwachung mangelhaft ist…
Nachdem ich einige Zeit durch die Felder laufe, geht es bei Marksuhl wieder in den Wald, der hier aus großflächigen Fichtenbeständen besteht. Sehr viele Bäume sind frisch von Borkenkäfern befallen und zur Fällung markiert. Und das trotz der relativ nassen Witterung die eigentlich die Fichten stärkt und die Käfer schwächt…
Merkwürdigerweise hängen Borkenkäferfallen mit Lockstoffbeuteln unmittelbar in den Beständen. Damit man nicht Gefahr läuft, die Käfer in gesunde Fichten zu locken, muss man eigentlich einen gebührenden Sicherheitsabstand zu den nächsten Bäumen einhalten, was in noch geschlossenen Beständen nicht möglich ist.
Hinter Förtha gelange ich auf den Rennsteig, dem ich ja schon bis Schmiedefeld gefolgt war. Ich bin hier wieder in einem reinen Laubwald auf Muschelkalkuntergrund. Etliche Buchen zeigen starke Kronenschäden, wie immer hat es überwiegend die relativ frei stehenden getroffen…
Es gibt hier aber auch Eschen, Ahorne, Elsbeeren und Ulmen, ein sehr abwechslungsreicher Wald. Der Rennsteig ist hier teilweise pfadartig und recht schön. Etwas abseits gibt es einen Ausblick bis zur Wartburg, die auf einem Hügel thront.
Da mir das Wetter unsicher scheint schlage ich schließlich mein Lager in einer Schutzhütte auf, in der es sogar eine hölzerne Liege gibt, und davor stehen Tisch und Bänke, richtig nett!
Später kommen noch ein Wandererpaar und Jonas aus Flensburg vorbei, der den Rennsteig komplett laufen möchte.