7.10.2021 Tag 204 Durch den Sachsenwald
Nach einer sternenklaren Nacht ist es am Morgen ziemlich kalt, so dass ich die Daunenjacke beim Lagerabbau überziehe und man durchaus Handschuhe tragen könnte. Obwohl ein wunderschöner, sonniger Tag anbricht, dauert es jetzt, im Oktober schon ziemlich lange, bis die wärmenden Sonnenstrahlen im Waldesinneren ankommen. Ich folge noch eine Zeit lang dem Lauf der Bille und wende mich dann ins Innere des Sachsenwaldes. Zunächst wandere ich längere Zeit durch ausgedehnte Nadelbaumjungbestände, dann geht es durch überwiegend abwechslungsreidhen Wald, in dem sich ältere Buchenbestände mit Fichten und Kiefern abwechseln. Wenn man bedenkt, dass es hier ursprünglich gar keine Nadelbäume gab, ist der Anteil den sie heute einnehmen, sehr hoch. Borkenkäferbedingte Kahlflächen sehe ich allerdings so gut wie keine.
1871 wurde der Sachsenwald vom Kaiser als Geschenk an Otto von Bismarck übergeben, für seine Dienste bei der Gründung des deutschen Reiches. In Friedrichsruh, wird in einem Museeum diese Geschichte erzählt. Auch heute noch ist der größte Teil des Sachsenwaldes im Besitz dieser Familie, wenn auch Teilbereiche verkauft wurden.
Es ist herrlich, wie die tiefstehende Sonne Lichtflecke in den Wald wirft, die Pilze und Farne zum Leuchten bringen. In einem aufgelichteten Buchenbestand wurden Netze ausgelegt, um die Bucheckern aufzulesen, die in diesem Monat fallen und dann an Baumschulen zu verkaufen, die aus dem Saatgut junge Bäumchen zum Verkauf aufwachsen lassen. So eine Saatguternte ist nur in ausgewählten, wuchskräftigen und bezüglich der Holzqualität hervorragenden Beständen zugelassen. Heute sollten diese Kriterien dringend um genetische Variabilität und Resistenz bezüglich Hitze und Trockenheit erweitert werden!
Mancherorts tragen Altbäume im Sachsenwald Plaketten, ich nehme an, es handelt sich hier um ein Naturschutzprogramm, mit dem Bäume dauerhaft aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden, wie ich es auch an anderen Orten ja schon gesehen hatte,
Erst in Eschenberg verlasse ich kurz den Wald, gelange dann aber bald wieder in einen bewaldeten Bereich voller alter Bunker und ähnlicher Anlagen. Auf den Binnendünen, die hier von der Elbe abgelagert wurden, wächst ein Wald überwiegend aus Kiefern und Birken, der sich offenbar natürlich angesamt hat. Eine Tafel verrät mir des Rätsels Lösung: Im Zweiten Weltkrieg gab es hier eine große Munitionsproduktion, die dann bei einem Luftangriff weitgehend zerstört wurde. Da das Gelände munitionsbelastet war, konnte sich hier der Wald frei entwickeln.
Schließlich schlage ich mein Lager unter Kiefern und Birken auf, so dass ich später noch lange in den funkelnden Sternenhimmel blicken kann.
Tolle Fotos! In Österreich ist gestern weiter oben der erste Schnee liegen geblieben – alles Gute noch mit dem Herbstwetter!
Vielen Dank!