6.11.2021 Tag 234 Durch den Kellerwald nach Rosenthal
In der Nacht regnet es, aber obwohl sich eine große Pfütze auf dem Tarp bildet, bleiben wir trocken. Bereits vor Sonnenaufgang sind wir wieder unterwegs. Außerhalb des Waldes hat es stellenweise sogar gefroren, da es nachts aufgeklart ist. Als die Morgensonne den Dunst durchbricht, ergeben sich spektakuläre Bilder. Größtenteils am Waldrand entlang erreichen wir schließlich Löhlbach, wo ich in einer Bushaltestelle den Blogpost von gestern hochladen möchte. Dabei kommen Armin Knebel und Uwe Krüger vorbeigefahren, Bekannte aus Marburg, die mich erkennen, anhalten und mich ermahnen, nicht zu schummeln, in dem ich mich in einen Bus setze…
Hinter Löhlbach geht es dann wieder in den Wald, der hier von der Stiftung Kloster Haina bewirtschaftet wird. Das Zisterzienser Kloster Haina hat eine Schlüsselrolle bei der Besiedlung des Kellerwaldes eingenommen und besitzt noch heute große Flächen. Im Königshäuser Grund wurden weite Flächen nach Stürmen wieder aufgeforstet. Ein vielfältiger Mischwald aus Eichen, Ahornen, Douglasien u.s.w hat sich entwickelt. Besonders gefällt mir, dass stellenweise Bergulmen gepflanzt wurden, die durch das Ulmensterben ab den 80’ er Jahren stark zurück gegangen waren.
In Haina gibt es leider den in unserer Karte verzeichneten Laden nicht mehr, aber uns fällt eine andere Lösung aus. Hinter Sehlen geht es dann wieder in den Wald. Es gibt hier sogar noch intakte Fichtenbestände. Die Nachmittagssonne färbt das Buchenlaub orange und wirft malerisch Lichtflecke in den Wald. Schließlich geht es über offene Hügel abwärts nach Rosenthal, wo wir von unterwegs ein Zimmer gebucht haben, da wir uns abends noch mit Filmemacher Eli Roland Sachs treffen und am nächsten Morgen um 11 mit meiner Schwester verabredet haben. Bei einer Pizza besprechen wir dann mit Eli und Salissou, der für den Ton zuständig ist, den morgigen Drehablauf und relaxen anschließend in der ruhigen Unterkunft.
Die Beiden haben uns freundlicherweise Esssen mitgebracht…
In dieser Woche wurde der alljährliche hessische Waldzustandsbericht vorgestellt. In einem dazu erschienenen Artikel wird zitiert, dass der Wald todkrank sei und in 50 Jahren zwar noch vorhanden ist, aber deutlich anders als heute aussehen wird. Das ist meiner Meinung nach stark übertriebene Zweckrhetorik. Natürlich wird mit keinem Wort auf den Anteil der Forstwirtschaft an der Schwächung des Waldes durch zu starke Auflichtung der alten Buchenwälder, versäumten Umbau der Fichtenmonokulturen und viel zu intensive Befahrung eingegangen. Meiner Meinung nach ist der Wald zwar angegriffen, aber unsere heimischen Baumarten haben durchaus das Potential sich an ein wandelndes Klima anzupassen. Rhetorische Vorbereitungen zur Anpflanzung angeblich „klimarobuster“ Baumarten finde ich völlig unpassend.
Ja Gerald , dass sehe ich auch so. Man sollte den einheimischen Baumarten au h die Chance geben, sich dem Klimawandel anzupassen und die Art sowie Höhe der Nutzung alter Laubwälder überdenken und dann zumindest in den Staatsforsten verbindlich formulieren und festlegen. Dann hätten wir schon viel erreicht zur Gesundung unserer Wälder.
Hallo Michael,
es freut mich sehr, dass du das auch so siehst!
Mein Kommentar zu “Anteil der Forstwirtschaft an der Schwächung des Waldes durch zu starke Auflichtung der alten Buchenwälder, versäumten Umbau der Fichtenmonokulturen und viel zu intensive Befahrung eingegangen. ” Das kann ich nur unterstreichen, nach allem was ich in Hessen beobachte. Ich habe vor 30 Jahren Forstwissenschaft studiert aber bin dann in der Startup Beratung gelandet, Aber jetzt habe ich einen Freund unterstützt und ein Buch geschrieben, was dich vielleicht interessieren könnte: Renaturierung von Waldböden – Prinzip der biologischen Intervention. https://www.springer.com/de/book/9783658327392#aboutBook
Schön, dass du das auch so siehst! Das Buch hört sich interessant an!