31.8.2021 Tag 168 Von Buckow nach Bad Freienwalde
Morgens regnet es zunächst noch ein wenig, daher zögere ich meinen Aufbruch raus. Als ich dann zusammenpacken will, sind überall fette, braune Nacktschnecken. Sehr unappetitlich!
Bald gelange ich nach Buckow, einem netten Kurort. Am Ortsausgang befindet sich das Zentrum des Naturparks Märkische Schweiz, mit Informationstafeln. Ab hier folge ich ein Stück weit dem Lauf der Stödder, die naturnah durch ein schönes Laubwaldgebiet mäandert. Hier wird mir noch einmal klar, dass die Kiefernwälder, die ich in letzter Zeit durchquert habe, eigentlich gar keine richtigen Wälder waren. Zu jung, keine dicken Bäume, kein Totholz. Das sieht hier am Kleinen Tornowsee ganz anders aus. Buchen, Eichen, Ahorne, Linden, viele Baumarten sind vertreten. Dabei auch der höchste Feldahorn Brandenburgs, den ich als solchen gar nicht erkannt hätte. Meist erreicht dieser Ahorn nur bescheidenen Höhen und Durchmesser, das ist aber hier anders. Leider sind etliche Buchen geschädigt oder abgestorben. Glücklicherweise gibt es noch genügend andere Baumarten hier, und die Naturverjüngung, die unter den neuen Bedingungen aufwächst, ist möglicherweise viel besser an Dürren angepasst, als die Elterngeneration.
Als ich den Wald verlasse, muss ich einen zugewachsenen Grasweg laufen, der Hose und Socken ganz schön durchnässt. Es ist grau und sehr herbstlich, aber bis auf wenige Tropfen bleibt es trocken. Ich laufe mal wieder entlang einer schönen Allee durch die Felder und beobachte fünf Kraniche, die ab und zu ihre trompetenden Rufe erklingen lassen.
In Ihlow sind die ehemaligen Landarbeiterhäuser aus Feldsteinen erbaut worden, sehr imposant!
Weiter laufe ich meist über Nebenstraßen, die oft von alten Alleen gesäumt sind. Glücklicherweise scheint sich hier niemand all zu viele Gedanken über Verkehrssicherung zu machen…
Interessanterweise sind auch Feldulmen in den Alleen gut vertreten, etliche Exemplare sind allerdings abgestorben.
Hinter Haselberg gelange ich dann wieder in ein großes Waldgebiet, das mir sehr gut gefällt. Hügelig mit sehr viel Laubbäumen und eindrucksvollen Baumindividuen an den Wegen. Etliche Fichen sind erst gerade von Borkenkäfern befallen worden, oft haben sie bereits einen Großteil der Rinde eingebüßt, tragen aber noch grüne Kronen. Da und dort zeigen sich Pilze, darunter auch die Krause Glucke, ein Speisepilz mit ungewöhnlichem Aussehen.
Zweimal passiere ich forstwirtschaftliche Versuchsflächen. Auf der einen fallen einige besonders hohe und gerade Birken auf, auf der anderen wachsen nordamerikanische Thujen hinter einem Zaun und haben sich üppig verjüngt.
Dieser Versuch währt sicher schon Jahrzehnte, aber auch aktuell werden zahlreiche Experimente mit hier ursprünglich nicht heimischen Baumarten angelegt, vor allem auch im Hinblick auf das sich ändernde Klima. Meiner Meinung nach wird dabei ausser Acht gelassen, das Wälder komplexe Ökosysteme sind, die nicht nur aus Bäumen bestehen. Von den Mykorriza Pilzen bis zu spezialisierten Zersetzern kann man eben nicht einfach so Wälder aus anderen Klimazonen bei uns „nachmachen“.
Viel wichtiger als Forschungsgegenstand finde ich zur Zeit die Frage, wie wir unsere heimischen Wälder durch eine angepasste Bewirtschaftung stabilisieren und nicht weiter schwächen können.
Nachmittags zeigt sich tatsächlich noch ein wenig Sonne und blauer Himmel und ich schlage mein Lager schließlich am Rande eines Abhangs in einem relativ jungen Kiefernwald auf.