29.03.2021 Tag 30 Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald
In der Nacht wache ich vor Durst auf. Gestern Abend hatte ich leider kein Wasser mehr gefunden, und der halbe Liter vom Nachmittag war einfach zu wenig…
Nichts desto Trotz schlafe ich wieder ein und breche mit der Morgendämmerung auf. Toll, wie der gelbe Mond langsam verschwindet!
Ein herrlicher, wolkenloser Tag entfaltet sich.
Ich folge weiter den Quarzitfelsen mit viel dicken Bäumen und Totholz. An der Wildenburg, einer ehemaligen keltischen Wohnanlage und mittelalterlichen Burg ist der Aussichtsturm leider nicht geöffnet. Weiter geht es meist auf dem Hunsrück- Höhenweg, durch abwechslungsreiche Waldbestände aus Fichten und Buchen. Borkenkäferschäden gibt es hier bislang nur wenig. Interessant ist, dass sich an den Blockschutthalden auch sonst eher seltene Baumarten, wie Linden und Ahorne behaupten konnten.
Einmal weiche ich auf einen kleineren Pfad aus, und laufe auch ein Stück weglos. Auch dabei stoße ich auf alte Buchen voller Pilzkonsolen. An einer Straße, bevor der Anstieg zum Erbeskopf beginnt, wurde eine große Fläche gerodet. Was ist das denn? Eine Tafel erklärt, dass hier ein Moor renaturiert wurde, durch Entnahme der angepflanzten Fichten und Verschluss der Entwässerungsgräben, die diese Kultur einst erst möglich gemacht hatten.
Gegen 12:30 bin ich am Erbeskopf, mit 816 Meter die höchste Erhebung auf der westlichen Rheinseite. Bald taucht ein Journalist des Trierischen Volksfreunds auf, und führt ein Interview mit mir, dann kommen auch Claus- Andreas Lessander, mit dem ich verabredet bin und Bernd Lischke. Claus- Andreas hatte mir seine beiden interessanten Bücher geschickt, und mich hierher eingeladen. Er war stark in die Einrichtung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald 2015 involviert, hat dann noch hier als Abteilungsleiter gearbeitet und leitet jetzt das angrenzende Forstamt Birkenfeld. Bernd Lischke ist für Kommunikation zuständig und macht Bilder.
Nach einiger Zeit laufen Claus- Andreas und ich dann alleine weiter. Es dauert nicht lange, bis uns Harald Egidi begegnet, der den Nationalpark leitet. Eine ganze Zeit lang unterhalten wir uns dann zu dritt über diesen ziemlich neuen Nationalpark, der unter umfangreicher Beteiligung der angrenzenden Kommunen zustande kam. Zuvor waren bereits Soonwald und Pfälzer Wald als ebenfalls mögliche Nationalparkstandorte ausgeschieden. Der Nationalpark ist 10.200 Hektar groß und hat eine merkwürdige Form, die sich aus der Integration naturschutzfachlich wertvoller Flächen ergeben hat. Ausschließlich Landeswald ist betroffen. Im Gegensatz beispielsweise zum Nationalpark Eifel, der einen sehr hohen Fichtenanteil hat, beträgt dieser hier lediglich 30 %. Dagegen ist der mit etwa 400 Hektar recht hohe Anteil von sehr alten Buchenbeständen, die als Naturwaldreservate und Naturschutzgebiete schon seit langem nicht mehr bewirtschaftet wurden, besonders hervor zu heben. So sind mittlerweile auch schon 40 % des Parks Wildniszone, in der keine Eingriffe mehr statt finden. Auch die Jagd ruht hier bereits auf 2000 Hektar, vor allem im Inneren des Parks und um die kleinen Dörfer, wo dadurch das Rotwild bereits tagaktiv geworden ist. Wolf und Luchs lassen leider noch auf sich warten… Selbst die Unterpflanzung der Fichtenbestände an den Grenzen mit Buchen ist bereits weitgehend abgeschlossen. Im Gegensatz zum Nationalpark Eifel gibt es hier kein Wegegebot, so dass man im Prinzip auch weglos den Nationalpark durchstreifen darf, was aber wohl kaum jemand machen wird, besonders nach dem Nassschnee in diesem Winter zahlreiche Äste und auch einige Bäume gebrochen hat, und das Vorankommen, selbst auf dem Saar- Hunsrück Steig, zur Zeit gar nicht mehr so einfach ist, wie wir feststellen, als wir weiter laufen. Obwohl der Park ja erst seit 6 Jahren besteht, wirkt der Wald bereits ziemlich wild, und ist wunderschön. Ein Traum für jeden Waldläufer!
An einem Trekkingplatz wo man zelten darf, treffen wir Tina und Kevin, die eine mehrwöchige Wanderung unternehmen. Allerdings sind die hölzernen Plattformen hier fürs Zelten denkbar ungeeignet…
Claus-Andreas und ich passieren das Ochsenbruch, eines von ca. 1500 Hektark Moorflächen, die hier teilweise mit Moorbirken und Erlen bewachsen sind.
Etwas später verabschieden wir uns dann und ich schlage in der Dämmerung mein Lager auf, heute ganz ohne Wetterschutz.
Die Videos gibt es wie immer auf Instagram unter #waldbegeistert 😀
Quarzitfelsen und Totholz
Die Umrisse des Nationalparks
Wildenburg
Blockschuttwald mit Linden
Moosbedeckte Buche
Alte Fichtenbestände an der Nationalparkgrenze
Es gibt schon jetzt viel Totholz
Rest eines Rothirsches
Moorrenaturierung
Großflächige Fichtenrodung zur Moorrenaturierung
Auch in den Buchenbeständen hat der Nassschnee viele Äste abgebrochen