28.04.2021 Tag 60 Bannwald und Wasserfall Zweribach
Von meiner Schlafstätte aus erlebe ich einen tollen Sonnenuntergang. Doch zuvor tummeln sich etliche Gleitschirm- und Drachenflieger über mir. Später streichen etliche Waldschnepfen und eine Fledermaus durch den Abendhimmel.
Am nächsten Morgen geht es im Hang entlang auf schönen Pfaden weiter aufwärts. Es ist auffällig, wie viele Buchen es hier gibt. Der Frühling hat in dieser Höhe gerade erst begonnen, stellenweise ist der Weg noch schneebedeckt. Unweit vom Kandel wandere ich dann durch alte Wälder weiter. Hier dominiert zwar die Fichte, aber häufig sind Buchen und Tannen mit dabei. An einer Kahlfäche betont ein Schild mit der Aufschrift „Lücken für Küken“, dass man hier Freifächen im Umfang von 10 % schaffen will, um den Auerhühnern bessere Bedingungen zu schaffen. Ob so ein künstliches „Management“ dass wohl wirklich schafft?
Erst als ich die Einzelhöfe der Platte erreiche, verlasse ich kurz den Wald und sehe die ersten Menschen. Interessante Tafeln verraten, dass die Höfe heute durch Sonne, Wind und Wasser wieder energieautark sind. Die sieben Windräder ringsherum gefallen mir allerdings weniger…
Selbst auf diesen Bauernhöfen gab es früher im Sommer nur Fleisch, wenn eine Kuh sich verletzt hatte, und notgeschlachtet werden musste. Heute konsumieren die meisten Leute fast täglich Fleisch, noch vor gar nicht langer Zeit war das ein seltener Luxus!
Weniger, oder gar kein Fleisch mehr zu essen ist tatsächlich eines der wirkungsvollsten Mittel zum Klimaschutz….
Hinter dem Langeckhof beginnt der Abstieg ins Zweribachtal. Ein Schild verkündet, dass der Wald hier als Bannwald schon seit langem nicht mehr genutzt wird. Leider gibt es keine weiteren Informationen dazu. Auch wenn dies kein Urwald ist, der Wald ist toll, und gibt eine kleine Ahnung davon, wie der Schwarzwald früher ausgesehen hat. Die Weisstannen dominieren hier, es gibt aber auch Buchen, Fichten und Bergahorne. Zwar gibt es einige Dürrständer, aber noch nicht aussergewöhnlich viel Totholz. Die steilen, blockübersäten Flächen waren wahscheinlich schon immer relativ schwer zu bewirtschaften, daher hat sich hier ein Wald erhalten, der den natürlichen Verhältnissen wohl recht nah kommt.
Der Zweribachfall ist eine richtige Attraktion, daher sind auch einige Besucher da. Im mit Felsblöcken überlagerten Hang laufe ich dann weiter zum Schönbachtal, wo es an der Brune eine offene Fläche, mit einer kleinen Hütte gibt. Bis 1950 wurden noch einige Flächen gemäht oder beweidet. Eine Tafel dokumentiert, wie der Wald sich sein Territorium zurück geholt hat. Es geht hier viel um das Offenhalten der Landschaft. Ein bisschen erinnert das an den Jahrtausende langen Kampf der Menschen gegen den Wald, um Äcker und Wiesen zu roden.
Hier ist der Wald noch so mächtig, dass er sofort wieder da ist, sobald der Mensch sich zurückzieht…
Aus einem kleinen Teich kommen helle Gersche, als ich näher hinschaue, entdecke ich Unmengen von Erdkröten bei der Paarung! Oft hocken die kleineren Männchen Huckepack auf den Weibchen. Mitunter versuchen andere Männchen sich ebenfalls einen Platz zu erobern, dabei kommt es zu einem ganz netten Getümmel. Teilweise sind die Eier auch schon an schnurförmigen Fäden aufgehängt.
In der Nähe des Birkfelsens entdecke ich schließlich eine alte Hütte, im der ich übernachten will. Das Wetter hat sich über Tag verschlechtert und Regen liegt in der Luft.