25.07.2021 Tag 138 Am Thüringer Meer
Am Morgen folge ich dem recht schönen Wutschenbachtal nach Goßwitz auf das Plateau, das von großen Getreidefeldern geprägt ist. Aber das vielfach gewundene, steil abfallende Saaletal ist stets präsent. Etliche Male steige ich in das Tal hinab und wieder herauf, wobei ganz schön viele Höhenmeter zusammen kommen. Es ist heiß und feucht, daher schwitze ich bald aus allen Poren. Die Ernte ist jetzt in vollem Gang, einmal stehen 4 Mährescher nebeneindander, während ihre Fahrer frühstücken. Obwohl die Saalehänge aus trockenem Schiefer bestehen, wachsen hier überwiegend ältere Fichenbestände. Borkenkäferbedingte Kahlflächen durchlöchern die Hänge, aber insgesamt sieht es noch nicht nach einer katastrophalen Situation aus.
Eine Schieferplatte am Hang ist gegen eine junge Ulme gefallen, die sie so überwallt als hätte es den Anschein, als würde sie den Stein essen!
Am Steilhang oberhalb von Ziegenrück erhalte ich schöne Ausblicke über den Hohenwarte Stausee, der sich durch die bewaldeten Hänge zieht. In Ziegenrück gelange ich an die Saale. Heute am Sonntag ist hier viel los, alle Restaurants und Biergärten scheinen gut besetzt. Ich folge dem Lauf der Saale von hier nach Walsburg, größtenteils auf einem asphaltierten Radweg. Der Fluss fällt hier über einige Stufen ab. Alles zur Elektrizitätserzeugung durch den Vattenfall Konzern. Nach Burgk laufe ich dann wieder auf den Höhen, stellenweise auf schönem Pfad durch Eichen- Buchenwald, der hier von Natur aus wachsen würde, aber größtenteils durch die Fichten ersetzt wurde. An Schloss und Turm von Burgk vorbei, laufe ich weiter auf der Straße. Ein Denkmal etwas abseits erinnert an 63 Personen, die hier auf einem Todesmarsch vom KZ Buchenwald 1945 umgebracht wurden. Etwas abseits finde ich in einem Graben vor einem Tümpel Wasser und schlage schließlich an einem Picknickplatz am Radweg mit überdachter Bank mein Lager auf. Ich erlebe einen schönen Sonnenuntergang, der die Kiefern in der Nähe kupfern färbt, dann regnet es tatsächlich noch einige Tropfen.
“Fichten mit frischem Borkenkäferbefall” zeigt im Hintergrund, rechts und “Viele Borkenkäferflächen” im Unterhang- und Mittelhang (Bildzentzrum) wie die natürliche Dynamik schon vor einigen Jahren mit den Freiflächen zurechtkam. Es entwickelten sich Pionierwälder, die offenbar von Birken geprägt sind. Ein schöner Fingerzeig, der zu anfänglicher Gelassenheit mahnt und schon bald viele ökologischen, ässthetischen und waldwirtschaftliche Perspektiven öffnet. Zwei tolle Fotos in Zeiten großer klimastressbedingter Freiflächen….
Ja, oft funktioniert der Pionierwald mit Birken oder Aspen sehr gut. Leider gibt es aber auch viele Flächen wo die Fichte in der Verjüngung schon etabliert war, bevor die Altbäume abgestorben sind. In solchen Fällen ist auch die nächste Generation wieder ziemlich reine Fichte. Ideal ist, wenn es rechtzeitig gelingt, unter dem Schirm der Altfichten Buchen und Weißtannen einzubringen. Das muss auch überhaupt nicht auf ganzer Fläche geschehen!