24.10.2021 Tag 221 Vom Brocken nach Buntenbock
Die Nacht wird sehr frostig und ist mit Daunenjacke im inzwischen dünnen Quilt gerade noch zu ertragen. Bereits um 6:30 bin ich mit Stirnlampe wieder unterwegs, aufwärts auf der Straße zum Brocken. Als das erste Licht des Sonnenaufgangs erscheint, sind bereits einige Elektrofahrräder unterwegs. Dann mache ich einen Fehler und steige auf felsigem Steig ins Eckerloch ab, da ich mir diese Route von Schierke eingezeichnet hatte, und jetzt im Dunkeln nicht richtig auf meine Karte schaue. Als ich meinen Fehler erkenne, habe ich keine Lust umzukehren und folge den Schienen der Brockenbahn, in der Hoffnung, dass so früh noch keine Züge fahren, was sich auch bewahrheitet. Auf der niedersächsischen Seite gibt es noch Bereiche mit grünen Fichten, aber auch dort ist das borkenkäferbedingte Absterben in diesem Jahr kräftig weiter gegangen. Als ich den ehemaligen Grenzstreifen erreiche, setze ich erst mal meinen Blogpost von gestern ab. An diesem wunderschönen, aber frostigem Sonntag sind bereits sehr viele Leute unterwegs. Auf guten Wegen laufe ich zügig nach Torfhaus, vorbei am 30 Hektar großen Moor. In Torfhaus spricht mich ein junger Mann an, der sich als Student der Forstwissenschaft herausstellt, und mit anderen Leuten auf Wandertour ist. Ich nutze natürlich die Gelegenheit zu einem kleinen Diskurs über den Wald…
Ich wandere weiter nach Altenau, und stelle fest, dass an etlichen Stellen Buchen unter die Fichten gepflanzt wurden, die jetzt mit ihrem Herbstlaub schön leuchten. Insgesamt gibt es hier eher ein Mosaik aus Kahlflächen, noch grünen Beständen und Flächen wo die toten Bäume noch stehen. In Altenau treffe ich Steffi Rohling aus Hannover, die auf mich durch den Spiegel Artikel aufmerksam geworden war und mich schon im Mai angeschrieben hatte. Interesanterweise stammt ihre Familie väterlicherseits aus der Gegend von Melle, wo ich aufgewachsen bin!
Steffi war Beamtin im rheinland-pfälzischen Kultusministerium und hat dann 17 Jahre lang den Volkshochschulverband des Landes geleitet. Seit einem knappen Jahr arbeitet sie jetzt selbstständig als Coach. Es gibt auch noch andere Leute, die ihre Beamtenstelle kündigen…
Steffi ist sehr interessiert am Wald und an meinem Projekt, so das wir uns sehr gut unterhalten. Einerseits sehen wir Bilder von zerfahrenen Kahlflächen, andererseits machen die Buchenpflanzungen und noch stehenden abgestorbenen Fichten etwas Mut, dass man hier in Niedersachsen etwas anders mit der Borkenkäferkatastrophe umgeht. Morgen werde ich darüber mehr erfahren…
Erst in der Abenddämmerung erreichen wir Buntenbock, von wo Steffi noch drei Kilometer nach Clausthal- Zellerfeld laufen muss und ich im Hotel Fellerei bei Kirsten und Tobias Feller einkehre. Die Beiden waren schon früh auf mein Projekt aufmerksam geworden und hatten mich netterweise in ihr Haus eingeladen. Kirsten hatte im Kulturbereich gearbeitet und Tobias bei einem kleinen Reiseveranstalter. 2016 hatten sie sich einen Traum erfüllt, das Hotel gekauft und liebevoll restauriert. Das Haus legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und bietet um die 30 Gästen Halbpension mit erlesener Küche an, die ich beim netten Zusammensein mit meinen Gastgebern genießen darf. Die Beiden sind sehr am Wald interessiert und regelrecht schockiert darüber, wie sich ihre Umgebung verändert hat. Nach tollen Gesprächen sinke ich schließlich in ein warmes Bett, welch Kontrast zu dünner Isomatte und frieren im zu leichten Schlafsack…
Hier ist der link zum “Draußen” podcast: https://www.braunschweiger-zeitung.de/podcast/draussen/article233652707/Draussen-Podcast-Ex-Foerster-kaempft-und-wandert-fuer-den-Wald.html
Wunderschöne stimmungsvolle Bilder mit tiefstehender Sonne, sehr erschreckend die zerfahrene Natur. Vielen Dank fürs Mitnehmen auf diese sagenhafte Tour!
Vielen Dank!