23.9.2021 Tag 191 Nationalpark Jasmund
Während in der Nacht noch der Mond geschienen hat, ist es am Morgen ziemlich grau. Zunächst laufe ich weiter durch den Wald und passiere eines der vielen Großsteingräber auf Rügen, bevor ich der Hafenpromenade von Sassnitz folge. Schließlich gelange ich an der selben Stelle wie Sonntag wieder in den Nationalpark Jasmund, mit 3070 Hektar, der kleinste Nationalpark Deutschlands. Eine ganze Zeit lang folge ich dem Weg entlang der Steilküste, und erhalte immer wieder einmal Aussichten über die Kreideklippen und die Ostsee. Schon nach etwas einem Kilometer bin ich fast alleine im Wald, herrlich!
Zunächst wird der Wald von Jungbeständen geprägt, die nach den Kahlschlägen hochgewachsen sind, die für die Entschädigungsansprüche der Russen nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurden. Dann geht es lange durch dichte Hallenwälder in denen nur selten Eschen, Vogelkirschen oder Ahorne neben den Buchen wachsen. Es gibt erst relativ wenig Totholz und die alten Baumstümpfe verraten, dass dieser Wald forstwirtschaftlich genutzt wurde. Das Relief ist erstaunlich bewegt, daher führen sogar Leitern in Bachschluchten, wo einst die Kreide abgebaut wurde. Schon 1929 wurden Teile des Gebiets unter Naturschutz gestellt, was aber wie so häufig nicht bedeutet hat, dass gar kein Holz mehr geschlagen wurde. Der Wald auf Jasmund ist zwar kein Urwald mehr, aber immerhin so alt und großflächig, dass er mit 450 ha in das UNESCO Naturerbe „Alte Buchenwälder“ aufgenommen wurde.
Schließlich entferne ich mich von der Küste und laufe durch den Kernbereich des Naturerbes. Ansitzeinrichtungen zeigen, dass hier noch gejagt wird, dennoch ist der Verbiss ziemlich hoch. Nichts desto trotz gelingt es den Buchen irgendwann hochzuwachsen.
Als ich auf den Weg zum Königstuhl gelange, wimmelt es pötzlich wieder von Menschen. Jasmund erhält zwar sehr viele Besucher, wie mir scheint, konzentriert sich das aber auf einige Bereiche.
Ich lasse den Königstuhl links liegen und wandere entlang der Steilküste weiter nach Lohme. Von dort will ich nicht weiter laufen, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück nach Stralsund, wo ich den Abstecher nach Rügen begonnen hatte. Die Fahrt ist ziemlich langsam und umständlich, es regnet zunehmend und ist windig. Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass ich so schnell keinen Wald erreichen werde, daher beschließe ich eine Unterkunft in Stralsund zu buchen.
Vom Rügendammbahnhof brauche ich dann noch eine knappe Stunde bis zu der Pension. Später bin ich sehr froh über diese Entscheidung, denn es schüttet in Strömen und ist sehr windig.