22.8.2021 Tag 159 Die Waldbrandfläche von Treuenbrietzen
Als ich morgens an eine Straße gelange, liegt dort ein überfahrener Baummarder, zu erkennen an seinem gelben Kehlfleck. Baummarder sind viel seltener als Steinmarder, daher ist das ziemlich traurig.
Bald gelange ich in die Glücksburger Heide. Ich hatte eigentlich nur mit einem normalen Kiefernwaldgebiet gerechnet, aber es gibt hier auch viele Birken und große, offene Heideflächen, sehr schön!
Unvermittelt gelange ich auf ein schmales, glattes Asphaltband, dem ich dann längere Zeit durch offene Landschaft nach Altes Lager folge. Eine Tafel verrät, dass dies Teil von Fläming- Skate ist, ausgedehnten Rundkursen mit bis über 90 Kilometer Länge, die heute am Sonntag von Radfahrern und auch Inlinerpiloten genutzt werden.
Altes Lager ist eine ehemalige Militärsiedlung mit Flugplatz. Heute werden hier Festivals veranstaltet, es gibt eine Kartbahn und andere Attraktionen mehr. Ich will mir die Waldbrandfäche von Treuenbrietzen anschauen und gelange kurz davor an eine frische Kahlschlagfläche. Als ob es hier nicht schon genug baumfreie Bereiche geben würde!
An der Straße nach Klausdorf hat ein Laubbaumstreifen dem Feuer stand gehalten, das am 23.8 2018 begann und binnen einer Woche 330 Hektar Kiefernwald verbrannnte.
Von der Straße erhalte ich einen guten Überblick über die Fläche, die komplett von Holz geräumt wurde. Sogar die Reste wurden auf Haufen zusammengeschoben. Anschließend wurden auf dem Großteil der Fläche Reihen gezogen und Kiefern dicht an dicht gepflanzt. Diese sind allerdings zu einem großen Teil vertrocknet. Dafür hat sich die Aspe oder Zitterpappel etwa auf 75 % der Fläche stark ausgebreitet und ist heute die dominierende Baumart. Manche Exemplare sind bereits 4 Meter hoch! Daneben gibt es aber auch Birken, wenige Eichen und stellenweise Robinien und Spätblühende Traubenkirschen. Kleinere Bereiche sind bisher noch nicht mit Bäumen bewachsen, aber das Landreitgras erscheint nirgendwo so mächtig, dass es die Wiederbewaldung verhindern kann.
Hätte man zumindest einen Teil der verbrannten Kiefern auf der Fläche gelassen, wäre das sicher noch günstiger für die Wiederbewaldung gewesen.
Wenige Eichen sind nicht gefällt worden und haben das Feuer tatsächlich überlebt. An manchen Stellen wurden Zäune gebaut, aber offenbar haben nur wenige der gepflanzten Bäume überlebt, wie Ahorne und Eichen. Dafür hängt dort ein Banner mit der Aufschrift „Pflanzt Bäume jetzt! “. An einem anderen Gatter wird erklärt, welche Baumarten man gepflanzt hat und geht auf die Rolle der Birke ein, erwähnt aber mit keinem Wort, dass auch die wirtschaftlich attraktiv sein kann.
Alles in allem muss man wohl sagen, dass hier in überhastetem Aktionismus sehr viel Geld ausgegeben worden ist. Viel besser wäre es gewesen, zunächst die Pionierbaumarten wie Aspe und Birke ganz von alleine kommen zu lassen und dann allenfalls in deren Schutz beispielsweise Eichen einzubringen. Zwar steht auf der Tafel etwas von Mischwaldbegründung, aber das soll offenbar nur in homöopathischen Dosen geschehen. Insgesamt will man hier klar an der Dominanz der Kiefer festhalten.
Unmittelbar außerhalb der Brandfläche wimmelt es von jungen Eichen unter den Kiefern. Wenn man einige von Ihnen gegen Wildverbiss schützen würde, könnte man rasch mehr erreichen, was Mischwald angeht, als mit der ganzen Pflanzerei. Immerhin habe ich auf der Brandläche einen Hähertisch gesehen, aber ob die Vögel auf so großen Freiflächen gerne ihre Futterverstecke anlegen, halte ich für fraglich.
Am Rande eines jungen Kiefernbestandes schlage ich schließlich mein Lager auf. Auch hier sind die alten Pflugstreifen noch zu sehen, in die die Kiefern gepflanzt worden waren. Die Größe der Waldbrandfläche war sicher ungewöhnlich, aber das System des kahl Schlagens, anschließender Bodenbearbeitung und dichter Pflanzung scheint hier noch sehr verbreitet zu sein. Waldbau im Kiefernland kann auch ganz anders umgesetzt werden!
Das sind großartige Berichte, sonst kaum zu finden. Ich hoffe, nach Schluss der Wanderung wird ein Buch daraus!
Vielen Dank! Ja, es wird ganz sicher ein Buch geben!