21.8.2021 Tag 158 In den Fläming
Abends erlebe ich noch den Mondaufgang, eine tolle Stimmung im nächtlichen Wald!
Am Morgen tauchen zunächst wieder zahlreiche Eichen unter den Kiefern auf, dann gelange ich sogar in einen richtigen Eichenwald. Eine Fläche wurde eingezäunt und Tannen unter die Eichen gepflanzt. Es gibt hier soviele Kiefernbestände, die dringend umgebaut werden müssten, und dann wird so etwas in einem der wenigen älteren Eichenbeständen gemacht! Auch wenn die Tannen hier wahrscheinlich nicht gut gedeihen werden, besteht doch das Risiko, dass sie langfristig den Eichenwald stark verändern werden, daher sollten solche Aktionen unterlassen werden. Ganz in der Nähe ist die Waldschule Weidmannsruh, von Forst Brandenburg. Auch in deren Umfeld gibt es alte Eichen, die aber von Roteichen und Robinien unterwandert werden. Hier wäre eine Pflegemaßnahme zu Gunsten der einheimischen Traubeneichen angebracht. Auf den Dienstwagen des Staatsunternehmens Forst Brandenburg steht „Waldwirtschaft, aber natürlich“. Damit wird zum Einen die immer noch überwiegende Identifikatiion mit der forstlichen Bewirtschaftung erkennbar, aber es soll auch suggeriert werden, dass diese besonders naturnah durchgeführt wird. Dazu würde dann aber auch gehören, dass man ganz überwiegend mit standortheimischen Baumarten arbeitet. Bei Roteiche, Robinie und Tanne ist das aber nicht der Fall…
In Lebusa kann ich am Friedhof meine Wasservorräte ergänzen und bewundere ein Storchennest. Anschließend geht es einige Zeit durch offene, einsame Landschaft. Hier wird spürbar, dass diese Gegend nur dünn besiedelt ist. Die Abstände zwischen den Ansiedlungen sind groß und die Dörfer klein. Weites Land!
Ich beobachte einen Fischadler, höre Kraniche rufen und zweimal springen Rehe in meiner Nähe ab.
Bald bin ich wieder im Wald und folge heute meist unbefestigten Graswegen, was mir gut gefällt. Offenbar gibt es hier viel Privatwald. Manchmal sehe ich Grenzmarkierungen und viele Bestände wirken so, als wären sie schon länger nicht mehr bewirtschaftet worden. Natürlich dominiert wieder einmal die Kiefer, aber es gibt immer wieder auch Eichenpflanzungen, einmal sogar mit Winterlinden. Auch Roteichen und Robinien werden hier offenbar gerne gepflanzt ebenso wie einige Esskastanien. Die unter einen Kiefernbestand gepflanzten Buchen sind stark verbissen, werden aber wohl irgendwann hochwachsen. Die Robinie stammt ursprünglich aus Nordamerika und kommt mit schwierigen Bedingungen gut zurecht, hat aber auch enormes Ausbreitungspotenzial sowohl über Samen als auch über Ausschläge der Wurzeln. Da sie viel Licht braucht, ist das in buchendominierten Gegenden kein Problem, aber in lichten Eichen- und Kiefernwäldern kann sie regelrecht invasiv sein, sollte daher meiner Meinung nach überhaupt nicht angepflanzt werden. Ich kann nur immer wieder schreiben, dass wir genügend einheimische Baumarten haben, die in Lebensgemeinschaften von den Pilzen bis zu den Insekten eingenischt sind. Ursprünglich nicht an einem Standort heimische Baumarten bringen immer das Risiko mit sich, die Lebensgemeinschaften zu beeinträchtigen.
Manche Eichenkultur wird mit Zaun und gefrästen Pflanzreihen dicht an dicht angelegt. Eine sehr teure Angelegenheit, die nicht besonders naturnah und aufgrund der Kosten keine Option für große Flächen ist. Viel sinnvoller wäre es, überall Eichelhähertische aufzustellen, und die Vögel dann die Saatarbeit machen zu lassen. Das die Häher es sehr gut verstehen, Eichen zu säen, habe ich ja schon wiederholt gesehen.
In Zellendorf füllt eine nette Frau meine Wasserflasche auf und nach fast 12 Stunden und 40 Kilometern schlage ich mein Lager in einem Kiefern- Lärchenwald auf.
Immer wieder sehr interessant zu lesen. Der Blickwinkel der schon bestehenden Lebensgemeinschaften der einheimischen Bäume mit Pilzen und Insekten scheint nicht so viel Beachtung zu finden bei vielen Waldbesitzern.
Danke, dass Sie uns teilhaben lassen!
Ja, teilweise hat man das Gefühl, als ob die Förster gar nicht genug mit neuen Baumarten experimentieren können. Über mögliche Folgen wird meiner Meinung nach viel zu wenig nachgedacht.