21.7.2021 Tag 134 Gedenkstätte Buchenwald
Im Gegensatz zu normalen Tagen, an denen ich immer sehr zeitig aufbreche, lasse ich mir heute morgen Zeit im Lager, die ich natürlich für die Planung der weiteren Wanderung nutze.
Schließlich erreiche ich aber doch die Gedenkstätte Buchenwald, die ich mir genauer anschauen möchte. Auf dem etwa 40 Hektar großen Gelände wurden von 1937-1945 insgesamt 277.800 Häftlinge eingesperrt und zum größten Teil als Sklaven in den umliegenden Rüstungsbetrieben eingesetzt. Neben zahlreichen gezielten Tötungen vielen sehr viele Menschen auch Hunger und Krankheiten zum Opfer. Insgesamt kamen so 56.000 Leute ums Leben. Ein furchtbarer Ort, dessen Geschichte hier sehr eindrucksvoll und bewegend in allen Facetten erzählt wird. Ich halte solche Stätten für extrem wichtig, zum Einen um der Opfer würdevoll zu Gedenken, zum Anderen aber auch, um klar zu machen, zu was Menschen in entsprechendem Systemen fähig sind.
Erst nach einigen Stunden setze ich meinen Weg fort, und folge der Trasse der ehemaligen Bahnlinie, mit der Tausende hier her gebracht wurden, und auch Züge in das Vernichtungslager Auschwitz abgingen. Gedenksteine mit den Namen der Opfer erinnern an die oft noch sehr jungen Menschen, die von hier aus in ihren Tod gebracht wurden. Heute ist die ehemalige Bahnstrecke ein netter Waldpfad durch einen abwechslungsreichen Laubwald.
Auf den lehmigen Kalkböden hier gedeiht eine Vielzahl von Baumarten, ein schöner Mischwald!
In der Naturwaldparzelle Raufenschlag wurden 60 Hektar Wald seit dem Jahr 2000 komplett aus der Nutzung genommen, worauf eine Tafel hinweist. In dem dichten Kronendach hier sind relativ wenig Schäden zu erkennen.
Schließlich erreiche ich das Naturschutzgebiet Prinzenschneise, über das ebenfalls einige Tafeln informieren. Lediglich ein kleiner Teil des NSG ist Totalreservat, der Rest wird wie üblich in deutschen Naturschutzgebieten, forstwirtschaftlich genutzt. Auffällig ist, das jede zweite der Rückegassen, über die das Holz aus dem Bestand an den festen Fahrweg gebracht wird, wo es dann von Lastwagen geholt wird, mit schwarzer Farbe ausgestrichen wurde. Darüber werde ich dann heute noch mehr erfahren…
Das Naturschutzgebiet ist sehr abwechslungsreich und besteht überwiegend aus Beständen, die das Alter 140 überschritten haben, wie eine Tafel verrät. Neben Buchen, Eschen und Ahornen sind auch zahrleiche alte Eichen vorhanden.
Gegen 17 Uhr ereiche ich dann Großobringen, wo ich von Prodip Sengupta sehr freundlich empfangen werde. Nachdem ich geduscht habe, sitze ich später noch mit seiner Frau Angela, sowie Marion und Horst Koch von der Bürgerinitiative Pro Ettersberg lange zusammen.
Die Initiative wurde gegründet, als 2018 fast das gesamte Naturschutzgebiet Prinzenschneise durch einen Harvestereinsatz mit Rückegassen im zwanzig Meter Abstand erschlossen wurde, wobei verheerende Bodenschäden entstanden, was mir durch eine eindrucksvolle Bilderdokumentation gezeigt wird. Es handelt sich hierbei um Wald im Landesbesitz. Der BI gelang es eine Petition in den Thüringer Landtag einzubringen. Am Ende der Auseinandersetzung mit dem zuständigen Forstamt Bad Berka, verpflichtete sich dieses, im Naturschutzgebiet jede zweite Rückegasse nicht mehr zu nutzen und erstellte ein Bewirtschaftungskonzept für den 1350 ha großen Ettersberg. Morgen geht es mit der BI in den Wald, wozu sich auch Vertreter des Forstamts und der Medien angesagt haben. Das wird bestimmt sehr spannend, aber ich will nichts vorweg nehmen…