19.9.2021 Tag 187 Feier 10 Jahre Welterbe “Alte Buchenwälder” im Nationalpark Jasmund
Obwohl das Waldgebiet in dem ich nächtige, nur klein ist, rufen in der Nacht die Hirsche, und morgens beim Lagerabbau zieht ganz in der Nähe ein Rudel vorbei.
Bald habe ich den Wald verlassen und laufe die 11 Kilometer bis zum Stralsunder Rügendammbahnhof überwiegend auf Radwegen.
Um 10:03 nehme ich die Bahn nach Bergen auf Rügen, wo ich von Professor Doktor Hannes Knapp in Empfang genommen werde, ebenso wie Dr. Lebrecht Jeschke. Die Beiden waren federführend bei der Entwicklung des DDR Nationalparkprogramms, mit dem 1990 kurz vor der Wiedervereinigung etliche Nationalparke und Biosphärenreservate geschaffen wurden.
Wir fahren nach Sassnitz, von wo wir den Pfad entlang der Kreideküste zum Weltnaturerbezentrum Waldhalle einschlagen. Überall sind Kindergruppen im Wald, die den Wald auf „Welterbepirsch“ erkunden. Schließlich erreichen wir die Waldhalle, eine frühere Gaststätte, wo munteres Treiben herrscht und es Essen und Trinken gibt. Sowohl der Bürgermeister von Sassnitz, ein Vertreter des Landwirtschaftsministeriums, als auch die Leiter der Nationalparke Müritz, Jasmund und Vorpommersche Boddenlandschaft sind anwesend.
Am Tisch unterhalte ich mich lange Zeit mit Dr. Jeschke, der sehr großen Anteil daran hat, dass die heutigen Welterbewälder in der ehemaligen DDR erhalten blieben.
Leider muss er später aus gesundheitlichen Gründen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser!
Nach der Preisverleihung für die Welterbekinder wird Dr. Knapp geehrt, der entscheidenden Anteil an der Einrichtung der fünf deutschen Welterbestätten im Gebiet „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas trägt.“ Inzwischen gehören hierzu 94 Gebiete in 18 Ländern mit 98.000 Hektar Gesamtfläche dazu.
Selbst in einem von Natur aus Buchen dominierten Bundesland wie Mecklenburg-Vorpommern beträgt der Waldanteil heute nur noch 24 %, wovon lediglich 12,5 % Buchenwald sind und nur ein verschwindend kleiner Teil halbwegs alt.
Dann sehen wir noch ein krasses Improvisationstheaterstück des Tatort Schauspielers Peter Trabner, der das Publikum auf lebendige Weise in sein Spiel mit einbezieht, bei dem es um unseren Umgang mit der Welt und den Konsum geht.
Nachdem ich mich eine Zeit lang mit Marc Ehlers unterhalten habe, der mit mir studiert hat, und heute das Zentrum leitet, wandern wir schließlich zurück. Mit dabei sind auch Ulli Messner, seit 30 Jahren Leiter des Müritz Nationalparks und seine Frau Gerhild.
In Bergen erfahren wir, dass Dr. Jeschke leider im Krankenhaus bleiben muss und fahren schließlich zum Haus von Hannes und seiner Frau Doris, wo wir am Kamin erst einmal einen leckeren Wodka trinken.
Später essen wir dann zusammen und führen am Feuer beim Rotwein interessante Gespräche. Dabei ist für mich aufschlussreich zu erfahren, dass es im Müritz Nationalpark etliche private Waldbesitzer, unter anderem die evangelischen Kirche gibt, die auch teilweise die Jagd ausüben. Nicht einfach unter diesen Verhältnissen einen Nationalpark voranzubringen!
Unglaublich, wie leichtfertig hier unter Missachtung der Naturschutzinteressen privatisiert wurde!
Immerhin gibt es nach großen Widerständen heute keinen Holzeinschlag mehr und auch die Jagd wurde sehr weit reduziert.
Auch im Müritz Nationalpark gibt es seit 5 Jahren ein Wolfsrudel, dass sicher indirekte Auswirkungen auf Wildbestand und damit Waldaufwuchs hat.
Da wir morgen für raus müssen, wird der Abend dann aber nicht allzu lang.