19.8.2021 Tag 156 Im Naturschutzgebiet Forsthaus Prösa
Da es Anke besser geht, verabschiede ich mich schweren Herzens, und fahre mit dem Zug über Nacht zurück nach Lauchhammer, wo ich um 7.15 morgens eintreffe.
Bald lasse ich den Ort hinter mir und gelange schließlich in eine ehemalige Bergbaulandschaft, wo Braunkohle abgebaut wurde. Davon ist heute allerdings nichts mehr zu sehen. Birkenwälder und weite, offene, sumpfige Graslandschaften beherrschen das Bild. Tafeln verraten, dass es hier, im Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, große Naturschutzgebiete gibt und ich höre das Trompeten von Kranichen.
Das Grünewalder Lauch ist der Größte der ehemaligen Bergbauseen und wird heute zur Freizeitgestaltung genutzt, komplett mit künstlichem Strand und großem Campingplatz.
Bald bin ich wieder im Wald und folge lange Zeit einem etwa zwei Meter breiten, asphaltierten Radweg. Ich hatte ja schon häufiger den Eindruck, dass im Osten Deutschlands viel in Radwege investiert wurde. Mir wäre es allerdings lieber, wenn diese zumindest im Wald nicht geteert wären, da das ein stärkerer Eingriff in die Natur ist, als lediglich eine Schotterdecke.
Vor Oppelhain entdecke ich eine interessante Informationstafel und beschließe spontan meine Route zu verändern, um das 3695 Hektar große Naturschutzgebiet Forsthaus Prösa zu erkunden.
Es wurde von 1962 bis 1988 durch die Armee der DDR militärisch genutzt. Daher stammen auch die beiden großen, offenen Heidebereiche im Gebiet. 200 Hektar davon sollen langfristig offen gehalten werden. Laut einer Broschüre gab es um 1850 800.000 ha Heideflächen in Mitteleuropa, von denen lediglich 50.000 ha übrig geblieben sind, 20.000 davon in Brandenburg. Werden Heiden nicht ständig beweidet oder durch Maschinen offen gehalten, entwickeln sie sich zurück zum Wald. Feuer ist ein weiterer Faktor, der diese Entwicklung verzögern kann.
Neben den Heideflächen sind hier ausgedehnte Traubeneichenbestände im Umfang von 400 Hektar bemerkenswert mit einem Alter von bis zu 200 Jahren.
Daneben gibt es zahlreiche Einzelexemplare und in vielen Kiefernbeständen hat sich eine üppige Naturverjüngung dieser Baumart eingestellt.
Bald treffe ich einen netten Mitarbeiter des Naturparks, der sich eine Zeit lang mit mir unterhält.
Früher war das Auerhuhn der Charaktervogel der Lausitz, ist jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg stark zurückgegangen und in den neunziger Jahren ausgestorben. Seit 2013 werden Auerhühner aus Schweden hier ausgesetzt, so dass inzwischen eine Population von etwa 100 Individuen entstanden ist. Allerdings wurden bisher auch jedes Jahr weitere Vögel ausgewildert. Ob das Auerwild hier langfristig tatsächlich ein Comeback feiern darf, ist noch nicht klar.
Seit zwanzig Jahren gibt es wieder Wölfe hier. Trotzdem sind die Zahlen des erlegten Wilds weiter nach oben gegangen. Dennoch lehnen viele Jäger den Wolf ab, zum Einen wohl, weil er an ihrem Selbstverständnis als Naturregulator kratzt, aber auch, weil die Bejagung schwieriger geworden ist. So meidet das Wild beispielsweise Fütterungen, denn die Wölfe hatten schnell gelernt, das dort leicht Beute zu machen ist…
Die Mischung aus Heideflächen, Eichenwäldern und Kiefern- Birken Beständen mit Eiche gefällt mir sehr gut. Vor allem ist es hier schön ruhig und abgelegen. Ich treffe keine anderen Wanderer….
Der Wald wird, obwohl er Naturschutzgebiet ist, von der Bundesforstverwaltung bewirtschaftet. Gerade hier, bei dem vorhandenen, hohen Eichenanteil wäre es interessant zu sehen, ob die Eiche sich auch ohne menschliche Hilfe ausbreitet, wie es den Anschein hat. Ausserdem machen Bewirtschaftung und Jagd die Unterhaltung des Wegenetzes notwendig, was ansonsten stark reduziert werden könnte.
Ich bin nach der Nacht im Zug recht müde und schlage daher schon frühzeitig mein Lager in einem offenen, alten Eichenwald auf.