17.7.2021 Tag 130 Durch die Hainleite zum Wipperdurchbruch
Am Morgen bin ich noch lange damit beschäftigt, den Blogpost für gestern zu schreiben, erst um halb acht laufe ich los.
Am Freizeitpark Possen, mit Kletterwald und Kleintierzoo vorbei laufe ich weiter durch den Wald der Hainleite. Zwar dominiert hier die Buche, aber der Wald ist im Schnitt viel jünger als im Hainich und wirkt durch die extrem hohe Rückegassendichte oft wie zerrupft. Unter einem richtigen Buchenwald stelle ich mir etwas Anderes vor! Immerhin wurden da und dort einige alte Giganten entlang der Wege stehen gelassen, die eine Ahnung davon verschaffen, wie der Wald hier aussehen könnte. An vielen Stellen ist noch Holz entlang der Wege aufgestapelt, darunter auch richtig dicke, faule Stammstücke. Schade um die Waldbiotope und das Totholz…
Obwohl die älteren Bestände meist stark aufgelichtet und entsprechend geschädigt sind, wurde dort in diesem Winter noch eingeschlagen. Dabei sind oft tiefe, wassergefüllte Fahrspuren entstanden. Die noch verbliebenen Altbäume, die des Schattens ihrer Nachbarn beraubt wurden, werden es gegenüber Sonne und Hitze jetzt noch schwerer haben. Um es noch einmal ganz klar zu sagen: Solche alten Buchenbestände sollte man zur Zeit ganz in Ruhe lassen, jeder Eingriff bedeutet eine zusätzliche Schwächung. Walderhalt muss hier im Vordergrund stehen und nicht die paar Euros, die man durch das Abräumen der Altbuchen in die Kasse bekommt!
Näher an Seega steigt dann der Anteil an Eichen und Linden deutlich. Sogar einige Elsbeeren wachsen hier.
Auf dem Weg zur Arnsburg begegnet mir eine neue Wildart auf dieser Wanderung, ein Stück Damwild. Diese Hirschart ist in der Größe zwischen Reh und Rotwild angesiedelt und ist nur in manchen Gegenden Deutschlands verbreitet.
Von der Arnsburg öffnet sich der Blick zum Wipperdurchbruch, der von schütter bewachsenen Kalkfelsen gesäumt ist. Etliche Buchen sind abgestorben, in diesen trockenen Hängen hatte es die Buche schon immer schwer, und die trockenen Sommer seit 2018 haben das Ende vieler Bäume bedeutet. Allerdings hat dabei sicher die übliche Freistellung auch eine Rolle gespielt.
Vorbei an Seega überquere ich die Wipper und steige zum nächsten Höhenzug auf. Eigentich ist das ein Naturschutzgebiet, aber entsprechende, dreieckige Schilder gibt es keine. Natürlich ist auch das Naturschutzgebiet nicht von Gassenanlage und intensiver Durchforstung ausgenommen worden. Tatsächlich sehe ich hier die tiefsten Fahrspuren seit langem. Traurige Bilder, die mich fassungslos machen. Die „ordnungsgemäße Forstwirtschaft“ gilt leider immer noch in den Gesetzen als naturschutzkonform, dabei ist sie oftmals im Wald der größte Gefährdungsfaktor. Warum schafft man es nicht, zumindest in Naturschutzgebieten schonender zu arbeiten oder besser noch, die Nutzung ganz sein zu lassen?
Auf einem Erdweg gelange ich in alte Niederwaldbereiche und schlage mein Lager schließlich recht früh unmittelbar an einer Abbruchkante auf, wo das Laub von weißen Steinchen übersät ist. Linden, Feldahorne, Hainbuchen und auch einige Rotbuchen prägen diesen Wald.
Danke, Gerald, für diesen informativen Bericht!
So traurig, was in der Forstwirtschaft zur gängigen Praxis gehört und dass nicht einmal Naturschutzgebiete besser behandelt werden.
Es ist wertvoll, wenn ein Fachmann wie du das aufzeigt. Ich bin dadurch inspiriert, für den Wald in meiner Umgebung aktiv zu werden und dank dir hat sich mein Blick geschärft 👍
Ja, leider begegnen mir häufig traurige Bilder. Toll, wenn ich dich etwas inspirieren konnte und du dich für den Wald einsetzen willst!