12.9.2021 Tag 180 Nach Granzin im Müritz Nationalpark
Am Morgen brauche ich noch ziemlich lange zum Schreiben und breche daher erst gegen 9 Uhr auf. Schon nach wenigen Kilometern, hinter dem Prälankensee gelange ich wieder in den Müritz Nationalpark, jetzt in den größeren Teil. Ich wundere mich, dass manche Waldwege hier öffentliche Straßen sind, die auch von Pilzsammlern genutzt werden. Der Wald wurde hier großflächig zum Mischwald mit Eichen und Buchen unter den Kiefern umgebaut. Hinter Langhagen gelange ich dann in die ursprünglich ausgewiesene Kernzone, wo seit 1990 keine Eingriffe mehr erfolgen. Keine Eingriffe? Es gibt noch eine Menge Hochsitze und frische Stangen wurden gerade erst gewonnen, wohl um neue Jagdeinrichtungen zu bauen. Trotz offensichtlicher Bejagung sind viele Buchen stark vom Wild verbissen. Ich ha be gelesen, dass es im Müritz Nationalpark eine jagdfreie Zone von 1700 Hektar gibt, was nicht sehr viel ist, angesichts der stolzen Gesamtfläche von 33.000 Hektar…
Es ist schade, dass man in deutschen Nationalparks oft nicht mutiger ist, was das Thema Wildmanagement angeht. „Natur Natur sein lassen“ das Motto der Nationalparks sollte viel mehr beachtet werden. Wenn schon Jagd, dann aber nur in der Form von seltenen, aber effektiven Drückjagden aber nicht durch ständige Sitzerei auf Hochsitzen. Das führt zu viel stärkerer Beunruhigung als gelegentliche Wanderer, die sich an die Wege halten. Nicht zu Letzt erfordert die Jagd auch ein Aufrecht halten der Infrastruktur. Ansonsten könnte man viele Wege einfach zuwachsen lassen.
Von einer Informationstafel erfahre ich, dass ein riesiger Waldbrand 1934, die Grundlage für den Nationalpark gelegt hat. Ein Teil der verbrannten Fläche wurde nach 1945 von der Roten Armee als Panzerübungsplatz genutzt und wurde dann 1990 zum Nationalpark. Dem Wald habe ich auf meinem bisherigen Weg die militärische Vergangenheit allerdigs kaum angesehen.
In der Dorfkirche von Granzin lade ich Powerbank und Handy. Leider hat das Laden in der letzten Unterkunft offenbar nicht richtig geklappt, oder meine große Powerbank ist am Ende…
Nach einer Stunde will ich weiter, aber jetzt regnet es und ich warte noch länger unter dem trockenen Dach. Erst gegen 17 Uhr laufe ich wieder los und schlage schon bald hinter dem Ort mein Lager in einem lichten Kiefernwald auf. Bald darauf regnet es wieder, so dass sich sogar Pfützen unter meinem Tarrp bilden, was ich verlege, als der Regen dann aufhört.