10.10.2021 Tag 207 In das Naturschutzgebiet Lüneburger Heide
Die Nacht ist ziemlich kalt, aber noch ok in meinem Quilt, dem leider ja bereits etliche Daunen fehlen…
Am Morgen um 7:30 starten wir mit Daunenjacke, und zum ersten Mal in diesem Herbst mit Handschuhen.
Als wir den Wald verlassen, ist das Gras noch gefroren…
Wir überqueren die A 7 und erreichen hinter Egestorf den Beginn des Naturschutzgebiets Lüneburger Heide. Dieses wurde bereits 1922 ausgewiesen und umfasst stolze 23.400 Hektar, mehr als viele Nationalparks in Deutschland! 60 % des Gebiets sind bewaldet, aber besondere Aufmerksamkeit wird hier auf den Erhalt von 4000 Hektar offener Heideflächen gelegt. Die Landschaft ist sehr attraktiv, was heute am Sonntag, bei herrlichem Herbstwetter viele Leute hierher lockt. An einem Aussichtspunkt der Einblick in die hügelige Landschaft gewährt, unterhalten wir uns mit einem älteren Paar, dass wissen will, woher wir kommen. Ich nutze die Gelegenheit von meinem Projekt zu erzählen und stoße auf großes Interesse.
Schließlich setzen wir unsere Wanderung auf schönen Wegen fort. Stellenweise wurde die Heide von Maschinen abgeschält, was als Pflegemaßnahme zu ihrer Regeneration geschieht.
Undeloh ist ein Touristenmagnet, an dem mit Restaurants, Honigverkauf, Kutschfahrten und anderem die Anziehungskraft der Heide vermarktet wird.
Hinter dem Ort gelangen wir dann wieder in ruhigen, abwechslungsreichen Wald. Auch hier sieht man überall Buchen unter den Kiefern, offenbar werden durchaus Anstrengungen unternommen, um Mischwald zu entwickeln. Auf etlichen Flächen wurden allerdings lichte Kiefernbestände von jungen Fichten unterwandert. Viel besser wäre es, wenn auch dort Laubbäume beteiligt wären!
Die Holzernte findet auch hier im Naturschutzgebiet auf Rückegassen im zwanzig Meter Abstand statt, sogar in einem älteren Fichtenbestand, wo statt dem Harvester die Motorsäge zum Einsatz kam, und es ein Leichtes wäre, die Stämme mit einer Seilwinde an Rückegassen beispielsweise im 40 Meter Abstand zu seilen.
Richtig erstaunen mich große Flächen, wo relativ alte Kiefernbestände sehr stark aufgelichtet wurden, man die Kronen auf Wälle aufgeschichtet hat und kreuz und quer streifenweise der Boden freigelegt wurde. Diese dient dazu, der Kiefer bessere Keimbedingungen zu bieten. So ein brachiales Vorgehen ist nicht weit von der vergangenen Kahlschlagwirtschaft entfernt und schafft wieder einförmige, dichte Kiefernbestände. Ich hoffe, morgen im Gespräch mit Vertretern der Landesforsten zu erfahren, warum man hier noch so flächig und grob vorgeht, was nicht zu der in Niedersachsen propagierten naturnahen Waldwirtschaft passt.
Zwei Naturwälder zeigen, dass sich hier auch der Wald manchmal ohne menschliches Zutun abwechslungsreich strukturiert.
Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir das Waldpädagogikzentrum Ehrhorn, wo mir die Landesforsten freundlicherweise eine Übernachtungsmöglichkeit bieten, in die mich Annika Böhm auch an einem Sonntag einweist. Es gibt hier sogar eine Waschmaschine, ich kann Kochen und Duschen, Luxus pur!
Moin vom älteren Ehepaar 😉
Wir haben begeistert von der Begegnung mit euch erzählt: da trinken wir unseren Morgenkaffee einfach mal draußen in unserer vertrauten Heidelandschaft und treffen auf so einen Marburger, der ein tolles Projekt gerade durchführt und wohl noch andere durchführen wird!
Und dabei einen hundebegeisterten Wochenendbegleiter zu haben, tut bestimmt immer wieder gut!
Wir werden wohl öfter mal auf die Seite gucken, allein schon wegen des Namens 😉
Anke und Hendrik
Sehr schön, ich fand es auch sehr nett mit euch zu reden!
Von einer Freundin erfuhr ich heute von eurem Projekt und finde es wunderbar! Ich träume von einem langen Spaziergang durch den Wald mit meinem Rollstuhl… heute sind wir zumindest auf dem Radweg von Egestorf bis zur Abzweigung Döhle gegangen und haben viele Pilze gesehen
Sehr schön, dass Sie dien Natur auf diese Weise genießen können!
Lieber Gerald, der Film im NDR war sehr informativ. Und endlich habe ich Dich mal live erlebt. Super, Deine Wanderaktion zur Rettung der Waldes. Hut ab vor Deiner Leistung. Alle Posts habe ich gelesen und oft an meine Schulzeit und den Bio Unterricht gedacht, da wurde der naturbelassene Mischwald mit einheimischen Bäumen, regelmäßiger Treibjagd im Herbst und Entnahme von Holzes so geregelt, das immer mehr nachwachsen sollte, wie entnommenen werden darf. Es ist erschreckend, welche Entwicklung unser Wald genommen hat. Leider hat sich das wirtschaftliche Interesse und auch die ” geregelte” Bejagung zum Nachteil unseres Waldes ausgewirkt. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, das Deine Mühe belohnt wird und die Verantwortlichen zur Vernunft kommen und dazu lernen. Ich freue mich schon auf Dein Buch, viele Informationen und schöne Bilder. Liebe Grüße und bleib gesund 👍👏
Es gibt durchaus auch positive Entwicklungen, Licht und Schatten liegen oft dicht beieinander!
Hallo Herr Klamer,
schade dass ihre Wald-Wanderung bald beendet sein wird. Ihre spannende und sehr informative Beiträge habe ich regelmäßig gelesen. Es ist anzunehmen dass sehr viele andere dies auch taten. Ihr Lob aber auch Kritik wurde bestimmt gerne aufgenommen.
Vergangenheit:
Ich selbst, 61 Jahre alt, bin in einer ländlichen Gegend (Tauber/Franken) aufgewachsen und habe als Jugendlicher meinem Vater beim -Holz machen- mitgeholfen. Es gab damals noch viel Privatwald bzw. Waldstücke die mehreren Eigentümer gehörten. Bei Sturm- oder Schneeschäden (später auch Borkenkäfer) trommelte der sog. Obmann die Miteigentümer zusammen um zu retten was zu retten war.
Erst als es das Wetter zulies und der Waldboden im Winter gefroren war wurde mit den Rückearbeiten begonnen. Rückegassenabstand und Harvester waren damals kein Thema.
Güterholz:
Diejenigen welche Bedarf an Holz hatten und/oder mithelfen konnten kamen mit. Später, falls die Arbeit ertragreich war, wurde der Rest der Eigentümer die nicht mitgeholfen hatten anteilsmäßig ausgezahlt.
Gegenwart:
Im Rahmen von Waldneuordnungen gehört Privatwald i.d.R. nur noch einem Eigentümer und die Flächen der Waldstücke sind größer und einheitlicher. Länger anhaltender Frost im Winter ist selten. Das Prinzip -Güterholz- (mehrere Eigentümer) wird heutzutage m.H. sog. Teilnehmergemeinschaften realisiert. Da ich mich vor ca. 10 Jahren aus der Thematik ausgeklingt habe, kann ich dazu nichts Genaueres sagen.
Ich würde mir wünschen, dass Sie uns Leser auch in Zukunft auf diesem Blog von Zeit zu Zeit auf dem Laufenden halten und vielen Dank dass Sie sich für ein wirklich wichtiges Thema engagieren.
Danke für den Beitrag!