1.7.2021 Tag 114 Vom bayerischen in den hessischen Spessart
Nach dem Frühstück fahre ich mit Joachim und Michael wieder in den Wald. Es regnet, ist kühl und ungemütlich. Ein waldfreundliches Sommerwetter!
Die Brüder zeigen mir eine offenbar weit verbreitete Entwicklung im nadelbaumreichen Nordspessart: Die Buntsandsteinböden hier sind ziemlich verjüngungsfreudig. Daher ist in älteren, schon recht aufgelichteten Nadelbaumbeständen oft schon eine dichte Naturverjüngung aus Fichten und Kiefern vorhanden. Wenn man in solchen Wäldern künftig aus Stabilitätsgründen und zur Bodenverbesserung mehr Laubbäume haben möchte, was ja überall das Ziel ist, muss man bereits in eher jungen, noch relativ dunklen Beständen damit beginnen, vor allem Buchen einzubringen. Auf meiner Wanderung heute sehe ich, dass das teilweise gemacht wird, aber wie so oft, gibt es dabei noch viel Luft nach oben!
Joachim spricht ein weiteres Problem an, das ich auch aus anderen Gegenden kenne. Oft wird in noch relativ jungen und daher ziemlich schwachen Buchenbeständen in der forstlichen 10-Jahresplanung, der Forsteinrichtung mit viel zu hohen Erntemengen geplant. Das führt dazu, dass auch qualitativ gute Buchen gefällt werden, bevor sie ihren wirtschaftlich sinnvollen Erntedurchmesser erreicht haben. Ausserdem kann man so natürlich keinen Vorratsaufbau erreichen, der beispielweise aus Klimaschutzgründen wichtig wäre und Habitatbäume entwickeln sich kaum. Dass es auch ganz anders geht und man damit auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann, habe ich ja vorgestern im Stadtwald Lohr eindrucksvoll gesehen.
Schließlich verabschiede ich mich von Joachim und setze meinen Weg durch die weiten Spessartwälder alleine fort. Fairerweise muss man sagen, dass wie an so vielen Orten, auch der Spessartwald zu Beginn der Neuzeit sehr stark verwüstet war, und man die Nadelbäume dann in großer Zahl zur Regeneration des Waldes gepflanzt hat. Allerdings ist man später aus wirtschaftlichen Gründen bei der Fichte geblieben und hat es auf großer Fläche versäumt, den aus Stabilitäts- und ökologischen Gründen dringend notwendigen Waldumbau einzuleiten.
Ich überquere die Grenze nach Hessen, wo ich frisch ausgezeichnete Fichtenbestände sehe. In diesem Jahr hat sich aufgrund der Witterung noch keine große Borkenkäfervermehrung eingestellt, der Preis für das Fichtenholz ist wieder stark gestiegen und so werden jetzt auch wieder Fichten geernet, die nicht von Borkenkäfern befallen sind.
In einem Tal wundere ich mich, dass noch große Mengen an starken Buchenstämmen am Weg liegen. Eigentlich ist das Holz aus dem Wintereinschlag längst abgefahren…
Moosborn ist eine kleine, von Wald umgebene Siedlung, die erst 1765 gegründet wurde. Toll, so mitten im Wald zu wohnen!
Bereits gegen 16 Uhr erreiche ich Flörsbach, wo ich bei Silvia Homann unterkomme, der Mutter meiner Freundin Katrin aus Marburg, die später mit ihrem Freund Christoph ebenfalls dazustößt. Ausserdem erscheinen meine Schwester Andrea und meine Tochter Marie, die von hier aus zwei Tage mit mir wandern wollen. Ich genieße den Abend mit gutem Essen und Wein in lustiger Runde!