09.03.2021 Tag 12 Im Regen durch den Kottenforst
In dieser Nacht hat es nicht gefroren und ich bin bald wieder unterwegs. Sofort fällt auf, dass der Kottenforst offenbar forstlich gut betreut wird. Rückegassen, Z- Bäume, Erntestämme und auch Habitatbaumgruppen, sind markiert. Der Kottenforst ist als Stieleichen- Hainbuchenwald des Tieflands mit etwa 2500 ha ganz anders als das Siebengebirge, aber ebenfalls sehr eindrucksvoll. Solche alten Eichenwälder der Ebene gibt es tatsächlich kaum noch, obwohl dies einer der artenreichsten Waldlebensräume bei uns ist! Obwohl der Kottenforst Naturschutz und FFH- Gebiet ist, wird er forstwirtschaftlich genutzt. Dies geschieht offenbar schonend, denn die alten Eichenwälder sind ziemlich dicht, und bergen erstaunlich starke Bäumen die teilweise um 250 Jahre alt sind. Zwar weisen Schilder darauf hin, dass das Betreten des Waldes auf eigene Gefahr geschieht, und in solchen alten Wäldern Gefahr durch herunterfallende Äste oder das Umstürzen ganzer Stämme besteht. Dennoch werden aus Verkehrssicherungsgründen unmittelbar neben den Schildern alte Bäume gefällt. Ich kann es verstehen, dass kein Revierleiter einen Unfall verantworten möchte, aber wenn die Rechtslage doch klar ist, und vor Ort darauf hingewiesen wird, wäre es schön, wenn gerade an den Wegen die Biotopbäume, die halt oft faul sind, stehen bleiben dürften! Setzt man das Risiko beim Betreten des Waldes ins Verhältnis zum Straßenverkehr, in den wir uns jeden Tag begeben, dürfte die Relation klar sein…
Das Regionalforstamt Rhein-Sieg- Erft, was auch hier zuständig ist, räumt dem Naturschutz offenbar hohe Priorität ein. Entwässerungsgräben wurden geschlossen, Tümpel neu angelegt, auf etlichen ehemaligen Fichtenflächen truppweise Laubbäume gepflanzt und Biotopbäume markiert. Dennoch ist klar, dass die meisten alten Eichen irgendwann gefällt werden. Im Wirtschaftswald können die meisten Bäume eben nicht ihr natürliches Alter erreichen, da sie aus wirtschaftlichen Gründen geerntet werden, bevor die lang andauernde Zerfallsphase einsetzt. Wäre es da nicht angebracht, zumindest die alten Laubwaldpartien ganz aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen?
Ich gelange an eine Installation im Wald mit Namen Zeitenwende, wo sowohl durch Faktenvermittlung als auch auf künstlerische Art auf die Probleme des Waldes im Klimawandel eingegangen wird. Interessant und die Aufgeschlossenheit des Forstamts zeigend, da auf einem Blatt die Frage aufgeworfen wird, ob wir nicht nur im Regenwald, sondern auch bei uns mehr Naturwald zulassen sollten…
Es regnet und wird ziemlich unangenehm, als ich den Wald verlasse und lange über freie Flächen laufe. In dieser Gegend bei Bonn gibt es halt nicht mehr viel Wald…
Als ich mich etwas geschützt unter einer einzelnen Kiefer nieder lasse, um ein Radiointerview zu geben, erfahre ich, dass mich Wohllebens Waldakademie erst am nächsten Montag empfangen kann. Kurzerhand verlege ich meinen Termin im Nationalpark Eifel auf Freitag, was ohnehin sinnvoll ist, da für Donnerstag Sturm angesagt ist, und habe so Zeit gewonnen. Da ich meine elektrischen Geräte mal wieder laden muss, telefoniere ich mit dem Hotel Nord in Rheinbach und checke eine halbe Stunde später ein. Die Leute dort sind sehr an meinem Projekt interessiert und nehmen mich herzlich auf! Welche Wohltat aus den nassen Klamotten zu kommen und auf dem Zimmer einen heißen Kaffee und eine warme Dusche zu genießen! Zu allem Überfluss wird sogar meine Wäsche von einer Angestellten gewaschen, super!
Aber natürlich habe ich auch auf dem Zimmer genug zu tun, mit Terminen, Interviews u.s.w…
Zusammenpacken
Betreten auf eigene Gefahr!
Warum dann Verkehrssicherung?
Kottenforst
Nur ein Streifen am Weg geräumt, vernünftig!
Der Kottenforst wird, obwohl NSG forstwirtschaftlich genutzt
Gute Öffentlichkeitsarbeit des Forstamts