01.03.2021 Tag 4 Treffen mit Hans von der Goltz – Arbeitsgemeinschaft für naturgemäße Waldwirtschaft
Schon nach einer Stunde bin ich am nächsten Morgen in das nette Fachwerkdörfchen Latrop gelangt, wo ich Franziska und Nicolai wieder treffe und Hans von der Goltz, den langjährigen Leiter des Forstamts Schmallenberg und Bundesvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW). Während Nico und Franziska filmen, erläutert uns Herr von der Goltz an einigen Waldbildern die Grundsätze der ANW. Zunächst sehen wir einen Bestand mit der aus Nordamerika stammenden Großen Küstentanne und dichter Naturverjüngung dieser Baumart. Zwar lässt die ANW generell nicht heimische Baumarten zu, deren Anteil darf aber 20 % nicht überschreiten und sie sollen nur auf sehr kleinen Flächen eingebracht werden. Die Küstentanne sieht Herr von der Goltz kritisch, da sie aufgrund ihres schnellen Wachstums und der Schattentoleranz das Potenzial hat, andere Baumarten zu verdrängen und ihr Holz geringe Qualität aufweist. Ich habe ja den Eindruck, dass Abies grandis eine neue „Modebaumart“ ist und hoffe, dass sie jetzt, unter dem Eindruck des Klimawandels nicht verstärkt angebaut wird.
Danach zeigte uns Herr von der Goltz die mit 183 Jahren ältesten Fichten weit und breit. Trotz des Alters sind sie vital und haben nicht im Zuwachs nachgelassen. Ihr hochwertiges Holz ist sehr gesucht. Ein Argument dafür Bäume alt und dick werden zu lassen! Denn entgegen landläufiger Meinung lässt der Zuwachs nicht nach, insofern große Kronen vorhanden sind.
Mit der Sauerländer Mischung aus Fichten, Buchen, Ahornen und Ebereschen zeigt uns Herr von der Goltz dann, dass auch hier im Paradies der Fichten durchaus Mischbestände aus mehreren Baumarten möglich sind, die viel stabiler als reine Fichtenbestände sind! Oft stellt sich diese Mischung von alleine ein, wenn genügend Licht an den Boden kommt und der Wildeinfluss nicht zu groß ist.
Diese Problematik sehen wir dann an Weisergattern, die zeigen, was ohne Wildeinfluss möglich ist, sowohl was die Anzahl der Baumarten als auch das Ausmaß des Verbisses angeht. Natürlich gehört das Wild zum Wald, aber teilweise ist ein Umdenken bei den Jägern erforderlich, hin zu einer waldfreundlicheren Bejagung. Dabei sollten sich Phasen abwechseln, in denen das Wild ganz in Ruhe gelassen wird, mit kurzen, intensiven Bejagungsintervallen. Mittags essen wir Pizza zusammen und die Stimmung ist sehr gut. Ein schöner Tag!
Gegen 16:30 setzt mich Herr von der Goltz wieder in Latrop ab und ich laufe wieder hoch zum Rothaarsteig, wo ich in der Hütte an der Millionenbank mein Nachtlager aufschlage. Später kommt noch eine Frau vorbei, die Müll sammelt, ein sehr löbliches Unterfangen!
Frostiger morgen in Latrop