Zum Urwald Havešova, 9.4.2022
In der Nacht regnet es, aber als ich um 7 Uhr aufbreche, hat der Wind mein Zelt wieder getrocknet. Querfeldein laufe ich durch mittelalte Buchenbestände. Zwar sind die Rückegassen anders als in Deutschland nicht markiert, aber es gibt viele Fahrspuren. An einem festen Weg liegen dann soeben geerntete Buchenstämme, alle ziemlich dünn. Zwei kleine, umgebaute, landwirtschaftliche Schlepper haben das Holz an den Weg gerückt, niedliche Spielzeuge im Vergleich zu den meisten Rückefahrzeugen bei uns. Durch ihr niedrigeres Gewicht aber wohl bodenschonender, nicht zuletzt, weil man bei Nässe mit diesen Maschinen kaum arbeiten kann.
Schließlich folge ich einem asphaltiertem Fahrweg, an dem ich die größte Erdkröte entdecke, die ich je gesehen habe. Ein wahres Monster! Leider wurden viele andere Kröten dort bereits überfahren…
Bei Snina erreiche ich die Straße und halte meinen Daumen raus. Schon bald hält ein Jäger, der leider nur slowakisch spricht. Meinen Rucksack lege ich auf der Rückbank neben seinen offen da liegendem Gewehr ab…
Der Mann lässt mich in Stakčin raus, wo ich an einer Verkehrskontrolle vorbei zum Ortsausgang laufe.
Dort dauert es nicht lange, bis mich ein Vater und sein jugendlicher Sohn mitnehmen. Der junge Mann spricht etwas englisch und will wissen, warum ich alleine unterwegs bin…
In der einsamen Landschaft sehen wir sogar ein Rudel Rotwild auf einem Grashang äsen.
Schließlich lassen mich die Beiden mitten im Wald raus. Wahrscheinlich fragen sie sich, was ich hier vorhabe, jedenfalls ruft der Vater lächelnd zum Abschied „ Noch 15 Kilometer bis zur Ukraine…“
Sofort muss ich einen Bach durchqueren, wobei ich mir nasse Füße hole.
Auf unbefestigten Erdwegen wandere ich bergauf in Richtung des 171 Hektar großen Urwalds Havesova, der auch zum Weltnaturerbe gehört. Schneeglöckchen und Seidelbast blühen, leider regnet es schon den ganzen Morgen stetig vor sich hin. Als der Regen dann richtig heftig wird, schlage ich erst mal mein Zelt auf. Leider geht es den ganzen Nachmittag so weiter, zeitweise schneit es sogar, daher bleibe ich im Zelt. Zeit für Telefonate…
In der slowakischen Zeitung “Pravda” in der Rubrik “Fenomenal” (fenomén) habe ich über Dich und Deinem Tun gelesen. Wahrlich gut, sinnvoll, begeisternd. Viele Gedanken decken sich mit der slowakischen Naturbewegung Wolf “Vlk”. Ca. Hälfte des Jahres verbringe ich im Wald und ich kann es jedem empfehlen.
Sehr schön Waldemar, was machst du denn so im Wald?
Nichts. Ich halte mich an den Spruch: des Meisters Tätigkeit ist die Untätigkeit. Ich suche und finde dort eigene Mitte. Und wenn mir die Zeit der Untätigkeit zu lange wird, laufe ich durch den Wald oder verschönere meine Eberkuhle. Oder versuche mit Devas den Kontakt aufzunehmen.
„ Verschönere meine Eberkuhle“ mag ich besonders 😀