Was Conservation Carpathia für den Wald tut
11.5.2022
Nach dem auch heute tollen Frühstück in der Pension El Monte, holt mich der 24-jährige Förster Ionut Cioaca ab, der seit zwei Jahren für die Naturschutzstiftung Conservation Carpathia arbeitet und einen 2600 Hektar großen Distrikt betreut. Insgesamt hat die Stiftung für die nach Ionut zur Zeit etwa 150 Menschen permanent arbeiten, bislang 25.400 Hektar Privatwald erworben, mit Schwerpunkten in Piatra Craiului, dem südlichen Fagaras und Gebieten südlich des Bucegi Gebirges, wie mir der Ranger auf einer Handykarte zeigt. Wir besuchen zwei von 8 Baumschulflöchen, wo junge Bäume aus eigenem Saatgut angezogen werden. Die Stiftung hat 830 Hektar Kahlschlagflächen erworben, die nach 2004 im reprivatisierten Privatwald entstanden waren. Mit einem Höhepunkt vor etwa 10- 15 Jahren hatten viele der neuen Besitzer ihren Wald zu Geld gemacht, meist illegal, da in Rumänien nur Kahlschläge bis drei Hektar erlaubt sind.
Um der Wiederaufforstung zu entgehen, verkaufen dann viele Besitzer an Carpathia.
Der Ranger gibt mir zwar recht, dass sich alle Flächen früher oder später von selber wiederbewalden, dass kann aber bei der Größe der Kahlschläge und unter den rauhen Bedingungen der Berge sehr lange dauern. Außerdem möchte man die Gelegenheit nutzen um auch seltenere Baumarten wie Ebereschen, Ahorne, Ulmen oder Zirbelkiefern einzubringen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass während der Pflanzsaison etwa 200 Arbeitskräfte beschäftigt werden, die oft aus benachteiligten Gruppen wie den Roma kommen.
In den Pflanzgärten werden auch Buchen und Weißtannen angezogen, die mit den Bedingungen der Freiflächen überhaupt nicht klar kommen. Ionut zeigt mir dann einen großen Fichtenbestand, der als Monokultur gepflanzt worden waren. Vor kurzem hat Conservation Carpathia hier punktuell Bäume gefällt um in die aufgelichteten Stellen Buchen und Tannen zu setzen. Auf diese Weise wurden bereits 450 Hektar Monokulturen in Mischwald umgewandelt. Dabei sollen solche menschlichen Eingriffe nur übergangsweise vorgenommen werden, das Ziel ist auf 90 % der Flächen die Natur sich nach ihrem eigenem Rhythmus entwickeln zu lassen.
Während wir weiter nach oben fahren sehen wir einen Habichtskauz in einer Fichte sitzen, der schließlich abfliegt. Nach Ionut ist diese große Eule hier durchaus häufig.
Von oben sehen wir etliche riesige Kahlflächen, die sich auch nach über 10 Jahren noch nicht wieder bewaldet haben. Hier wurden regelrechte Wunden in die Landschaft geschlagen!
Als Kontrast fahren wir dann noch in den Piatra Craiului Nationalpark. Wo wir mit dem Auto nicht mehr weiter kommen, folgen wir einem alten Weg, der vor einem Steilhang mit Kalkklippen endet. Aufgrund der Unzugänglichkeit des Geländes wurde hier nie Holz geschlagen. Conservation Carpathia hat bislang 1000 Hektar solcher Urwaldflächen erworben. Selbst hier auf 1200 Hektar überwiegen die Buchen, es gibt aber auch Tannen, Fichten, Bergahorne und Eschen. Besonders begeistert uns eine uralte Bergulme mit über zwei Meter Durchmesser in Brusthöhe! Ich habe noch nie eine größere Ulme gesehen!
Natürlich sind solche Urwälder sehr wichtig für die Vielfalt des Lebens und als Kohlenstoffspeicher, aber es geht Ionut ebenso wie mir, dass die Schönheit dieses Waldes einfach unser Herz erwärmt!
Schließlich erreichen wir wieder das Auto und Ionut bringt mich nach Zarnesti. Unterwegs passieren wir sein Heimatdorf Ciucanu mit traumhafter Lage auf 1200 Metern die fantastische Ausblicke auf Königstein und Bucegi bietet. Sein Vater und Großvater waren übrigens Schafhirten!
Ein Stück weiter kommen wir bei dem berühmten Draculaschloss in Bran vorbei.
Nachdem ich mich von Ion verabschiedet habe, fahre ich mit einem Kleinbus nach Sinca Noua , wo ich in der Pferdepension von Christoph Promberger unterkomme, dem Hauptinitiator des Carpathia Projekts, mit dem ich mich morgen unterhalten will.