Gewitter und Tramperglück
28.5.2022
Bereits kurz nach 6 bin ich wieder unterwegs, folge noch einige Zeit dem baumlosen Grat, laufe kurz durch Fichtenwald und wandere dann lange auf einem schmalen Pfad durch weite Buchenwälder. Dies ist kein Urwald, aber die frühere Weide- und Brennholznutzung ist schon lange her, daher hat der Wald schon recht naturnahe Strukturen mit hohem Holzvorrat und viel Totholz. Später folge ich teilweise auch alten Rückewegen, passiere aber nur einen, kleinen alten Kahlschlag. Kurz vor der Straße am Olt beginnt es zu gewittern und ich schlage rechtzeitig mein Zelt auf, um nicht durchnässt zu werden. Nach einer Stunde laufe ich weiter und erreiche bald die vielbefahrene Straße. Es schüttet jetzt wieder und es ist extrem unangenehm neben der Straße zu laufen, die über keinen Seitenstreifen verfügt. Manchmal rasen die LKW auf Armlänge Abstand vorbei. Ich schalte auf Autopilot und versuche mich nicht stressen zu lassen. Nach drei Kilometern gelange ich an einen Parkplatz der zum Autos anhalten geeignet scheint.
Hier wendet sich bald mein Blatt: Gheorge arbeitet als LKW- Fahrer in Deutschland und ist auf Heimaturlaub. Als ich erzähle, dass ich meist in den Bergen bin, fragt er ob ich auch in das Cozia Massiv will. Dass seine heimatlichen Berge mein nächstes Ziel sind, löst echte Begeisterung bei ihm aus und spontan bietet er an mich hinzufahren! Eigentlich wollte ich ja nur in den nächsten Ort…
Doch zunächst fährt er mich zu einem Dorfladen, wo ich für die nächsten fünf Tage einkaufe.
Als wir ins Baias Tal fahren, gelangen wir wieder in eine andere Welt, kaum noch Verkehr auf dem Sträßchen und steil aufragende, mit dichtem Buchenwald bewachse Berge. Gheorge meint, ich könne hier vielleicht sogar einen einsamen Mönch treffen, der Monate allein im Wald verbringt!
Als ich in Baiasu aussteige schüttet es wieder. Glücklicherweise kann ich mich bald unter weit ausladenden Hutebuchen unterstellen.
Als der Regen nachlässt wandere ich durch eine weitläufige Huteweidenlandschaft, die von mächtigen Buchen und einzelnen Linden geprägt wird. Sehr schön! Auf einem Trockenrasen voller gelbem Färberginster und fast verblühten Orchideen schlage ich schließlich mein Lager auf. Bald darauf regnet es wieder…