7.7.2021 Tag 120 Durch die Thüringer Rhön
Auf den Tischen schlafen wir recht gut, obwohl die Nacht ziemlich frisch ist. Der Morgen beginnt feucht und grau. Bald erreichen wir wieder den ehemaligen Grenzstreifen, das heutige grüne Band, wo ein Schild verkündet, das 2010, 3900 ha Bundesflächen an die Stiftung Naturschutz Thüringen übertragen wurden, die diese schöne, abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit Blumenwiesen und Hecken pflegen soll.
Von Andenhausen nach Brunnenhausen laufen wir auf der wenig befahrenen Straße und erreichen dann auf Feldwegen Neidhardshausen. Die Berge hier sind mit Laubwald bewachsen und haben die typische Form der Erhebungen im Muschelkalk, aus Steilabfällen und Gipfelplateaus. Am Neuberg gelangen wir in das Naturschutzgebiet Ibengarten, wo um die 300, bis zu 600 Jahre alte Eiben wachsen. Da sie sich hier offenbar nur schwer verjüngen, wurden Zäune gebaut, um die seltenen Bäume vor Wildverbiss zu schützen. Einige der Eiben sind recht eindrucksvoll, aber insgesamt kein Vergleich zum Paterzeller Eibenwald!
Der Waldrand oberhalb von Wiesenthal ist mit Halbtrockenrasen bewachsen, aus denen einige Wacholder ragen. Wir sehen Orchideen und andere Blumen, und es summt und brummt vor Insekten. Sehr schön!
Von Wiesenthal aus laufen wir recht steil hoch zum Horn auf 578 Meter. Das Naturschutzgebiet hier ist heute eine Kernzone des Biosphärenreservats Thüringer Rhön, mit 62 Hektar Größe. Auf diesem trockenen Standort zeigen etliche Buche Kronenschäden, aber nur wenige Exemplare sind abgestorben. Auf dem Hochrhöner steigen wir dann ab zur Bernshäuser Kutte, einem runden Karstsee, mit schönem, grünem Wasser im Wald gelegen. Schilder sagen, dass hier Badeverbot besteht, dennoch schwimmen einige Leute in dem Gewässer.
Bald danach gelangen wir an ein weiteres Schild, das verrät, dass hier das DBU Naturerbe Salzunger Vorderrhön liegt. Die Bundesregierung hat insgesamt 156.000 ha Fläche an ehemaligen Truppenübungsplätzen, Braunkohletagebauen und anderen Flächen aus Naturschutzgründen an verschiedene Organisationen übertragen, die diese Gebiete verwalten sollen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, mit ihrer Tochter DBU Naturerbe GmbH ist eine davon, die insgesamt 69.000 ha, die sich auf 70 verschiedene Flächen aufteilen, übertragen bekommen hat. Das hiesige Gebiet umfasst 1464 ha und wurde erst 2017 übernommen. Der Laubwald soll nicht mehr genutzt werden, und die Nadelholzbestände Richtung Laubwald umgebaut werden. Auf einem Grasweg laufen wir durch diese Flächen. Es gibt hier kleine Kahlschläge auf denen wahrscheinlich Borkenkäferfichten abgeräumt wurden, wie immer mit Harvester und 20 Meter Rückegassenabstand.
Was soll das? Wenn eine naturnahe Waldentwicklung das Ziel ist, wird diese mit solchen Maßnahmen konterkariert. Viel besser wäre es die abgestorbenen Fichten stehen zu lassen, und in deren Schutz punktuell beispielsweise Buchen und Eichen einzubringen. Wir sind jetzt im Buntsandstein und hier dominiert der Nadelwald. Lange Zeit folgen wir einem schönen Wiesental, bis wir in der Nähe der Straße nach Salzungen unser Lager aufschlagen. Pay hat eine alte Knieverletzung und es reicht für heute…
Normalerweise esse ich ja immer kalt, aber zur Feier des Tages bereiten wir Linsen auf dem Gaskocher zu.