08.03.2021 Tag 11 Über das Siebengebirge in den Kottenforst
Auch in dieser Nacht hat es wieder gefroren. Im Gegensatz zu gestern laufe ich von Anfang an auf Waldwegen in Richtung Siebengebirge. Dabei handelt es sich überwiegend um Laubwald mit Eichen, Buchen und Ilex. Dann sehe ich die Hügel des Siebengebirges dicht vor mir, die ich schon Samstag von weitem erblickt hatte. Das Siebengebirge ist mit 4800 ha ein ziemlich kleines Mittelgebirge mit Höhen um 400 Meter vulkanischen Ursprungs. Bereits 1923 wurde es zu einem der ersten Naturschutzgebiete Deutschlands, und 2010 hat man 800 ha als künftiges Wildnisgebiet aus der Nutzung genommen. Die Bundesregierung hatte 2007 beschlossen, insgesamt 2 % der Landfläche als neue Wildnis aus der wirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. Dazu zählen aber nur zusammenhängende Flächen von mindestens 1000 ha, die Flächen im Siebengebirge sind dazu zu klein. Aber hoffentlich ist hier noch Luft nach oben!
Es handelt sich hier nämlich um einen tollen Wald, überwiegend aus Buchen, aber auch mit Eichen, Ahornen und Eschen. Manche Bäume erreichen hier einen Meter Durchmesser, echte Giganten! Wenn man bedenkt, dass auch in einem naturnahen Wirtschaftswald der Zieldurchmesser oft nur bei 60 Zentimeter liegt, ist das beachtlich! Hinzu kommen vielen Bäume mit Höhlen und anderen Mikrohabitaten, die einer Fülle von Tieren und Pilzen Lebensraum bieten. Das Klima ist recht mild hier, daher hat der Holunder teilweise schon Blätter getrieben. Zum Gesang der Hohltaube laufe ich durch den Wald, als mich ein glänzender Mercedes SUV überholt. Bestimmt ein Jäger denke ich, grüße aber dennoch freundlich. Mir sind leider viele Angehörige dieser Spezies äußerst suspekt, aber es sind ja auch Menschen!
Der Wagen hält, und ich klettere eine Stück weiter auf einen gefällten Buchengiganten, um ihn mir näher anzusehen. Da höre ich von dem Jäger „Was machen sie denn da, das ist ein Naturschutzgebiet, wo kämen wir denn dahin, wenn hier jeder rumblättern würde“. Daraufhin frage ich ihn, seine Absicht schon ahnend, ob er Schweine füttern gehen würde. Die Antwort lautet „Selbstverständlich“, also ob es schlimm wäre in einem Naturschutzgebiet in dem es große, nicht im Gelände erkennbare Wildnisgebiete gibt, auf einen gefällten Baum unmittelbar neben dem Weg zu steigen, aber das Füttern von Wildschweinen, selbstverständlich abseits des Wegs, etwas ganz normales wäre. So darf in Naturschutzgebieten tatsächlich in der Regel gejagt werden, und die Wildschweine werden wahrscheinlich mit Mais gefüttert, um sie anzulocken und dann zu erlegen. Ich kenne die rechtliche Situation in NRW nicht, aber das die Bestände der Wildschweine steigen, hat auch viel mit den Futtermengen zu tun, die von den Jägern überall ausgebracht werden. Die Bestände werden trotzdem nicht reguliert, sonst würden die Jagdstrecken ja nicht ständig steigen…
Sollte nicht zumindest in einem Naturschutzgebiet dieses sogenannte „Ankirren“ verboten sein?
Ich mache einen Abstecher auf zur Ruine der Löwenburg auf einem Hügel und wandere dann weiter zum Drachenfels, der einen wunderbaren Ausblick auf den Rhein erlaubt, und sogar mit einer Schmalspurbahn angefahren wird. Leider ist es heute ziemlich grau, daher kommt der Ausblick kaum zur Geltung.
Ich steige ab nach Königswinter und nehme die Fähre zum anderen Rheinufer. Einige Zeit geht es dann durch die Außenbezirke von Bad Godesberg, bis ich wieder im Wald bin, der von zahlreichen Hundebesitzern als Gassirunde genutzt wird. Im Siebengebirge war übrigens auch viel los, trotz Montag….
Ich denke, Erholung und Naturschutz spielen hier die überragende Rollen, deshalb wäre es naheliegend, die forstliche Nutzung noch weiter zurückzufahren. Dann könnten auf noch größerer Fläche in Zukunft echte Giganten wachsen!
Ich unterhalte mich einige Zeit mit einer älteren Frau über mein Projekt, und erreiche dann in der Dämmerung den Kottenforst, wo ich in einem Wald aus Buchen und Lärchen mein Lager aufschlage. Heute ruft mal wieder der Waldkauz!
Laubwälder vorm Siebengebirge
Viel Ilex
Respekt wichtig – Angst unnötig
Nur ein Streifen entlang des Wegs gefällt und liegen gelassen – sinnvoll
Naturschutzgebiet Siebengebirge
In Dunkelgrün die Wildnisgebiete – Da geht noch mehr!
Die Hügel des Siebengebirges erscheinen
Totholz am Weg – Sehr gut!
Im größten Teil des Naturschutzgebiets wird noch Forstwirtschaft betrieben – Kann man nicht noch mehr aus der Nutzung nehmen?
Zur Verkehrssicherung gefällt
Der Jäger und sein Benz…
Buchengiganten
Viel Totholz
Bäume fällen, Jagd, Wildschweine füttern erlaubt
Der große Riss kann Fledermäusen als Wohnung dienen
Löwenburg
Blick Richtung Drachenfels
Die ersten Holunderblätter
Das Bingelkraut blüht
Eichen in Wuchshüllen
Alter Basaltsteinbruch
Beethoven am Drachenfels
Blick zum Drachenfels
Auch im NSG: Sinnlose Borkenkäferkahlschläge
Kollateralschaden
Drachenfels
Rheinblick
Blick zurück zum Siebengebirge
Wunderbar, danke für Ihren Bericht!!