21.04.2021 Tag 53 Im Nationalpark Schwarzwald
Die Nacht ist hier am Hang relativ warm, obwohl es im Tal gefroren hat. Wir steigen ab nach Aschenplatz, wo es schöne Holzhäuser mit dunklem Holz gibt und erleben dann den Sonnenaufgang, der die Landschaft in sein warmes Licht taucht. Weiter geht es durch große, alte Fichtenwälder mit einigen Tannen. Ganze Hänge sind noch von geschlossenen, alten Beständen bestanden. Hier sind die Borkenkäferschäden noch nicht katastrophal, wie woanders. Schilder verraten, dass dies Privatwald der Murgschifferschaft ist. Hier wurden einst riesige Tannen zum Schiffbau nach Holland geflößt. Im Privatwald gelten in Deutschland übrigens die selben Bestimmungen wie im öffentlichen Wald. So darf der Wald mit Ausnahme von Anpflanzungen und dort wo ein Holzeinschlag statt findet, unbeschränkt betreten werden. In Nationalparks und Naturschutzgebieten können aber andere Regeln gelten, wie ich heute noch sehe…
Wir steigen ab nach Schönmünzach, wo ich mich von Jannis verabschiede, der mit dem Zug weiter fährt. Bald geht es talaufwärts. Zunächst gibt es noch Buchen und Bergahorne, bald geht es aber wieder durch Nadelwald. Auch hier wäre überall, bis auf einige Extremstandorte, die Buche beigemischt.
Bald erreiche ich den südlicheren, größeren Teil des Nationalparks. In unmittelbarer Nähe wurden gerade Douglasien gepflanzt. Damit besteht auf lange Sicht auch die Möglichkeit, dass sich diese, aus Nordamerika stammende Baumart in den Park hinein verjüngt, der die hiesigen Ökosysteme schützen soll.
Es gibt neben dem Weg eine Leitungstrasse, die auch hier im Nationalpark durch Mulchen des Wegrands frei von Bewuchs gehalten wird. Auf einem Forstweg gelange ich zum Huzenbacher See, einem dunklen Moorgewässer. Von hier führt ein Steig durch urwüchsigen Nadelwald bergauf. Zwar gibt es auch hier vom Borkenkäfer getötete Fichten, aber darunter wächst schon die neue Waldgeneration. Noch einmal folge ich einem Stück Pfad, der aber stellenweise noch von umgefallenen Bäumen bedeckt ist. Wahrscheinlich Schneebruch des Winters. Dann gelange ich an eine Stelle, wo zwei markierte Hauptwege mit Bannern gesperrt sind, die verkünden, dass hier aus Gründen des Wildschutzes nicht mehr gelaufen werden darf. Wie schon gestern erwähnt, sind fast alle Seitenwege hier mit Sperrschildern versehen. Aber auch die Hauptwege zu sperren und so eine Durchquerung des Nationalparks fast unmöglich zu machen, halte ich für fragwürdig. Dies geschieht wahrscheinlich aufgrund des hier heimischen Auerwilds. Dieses ist recht scheu, aber ich glaube kaum, dass so lange die Wanderer auf dem Weg bleiben, das ein Problem ist. Und abseits des Weges wird hier in dem dichten Bewuchs ohnehin kaum jemand laufen. Im Winter können Störungen ernstere Konsequenzen haben, wie man aus dem Alpen weiß, aber jetzt im Frühjahr? Nationalparks sind oft ziemlich umstritten und bei der örtlichen Bevölkerung nicht unbedingt beliebt. Solche Sperrungen sorgen meiner Meinung nach nicht gerade für mehr Akzeptanz…
Hier oben sind die Wege stellenweise noch schneebedeckt. Huflattich und Pestwurz, die woanders längst verblüht sind, tragen noch ihren vollen Schmuck.
Nachdem einige Schauer nieder gegangen sind, schlage ich mein Tarp schließlich in einem Fichtenwald auf.