3.5.2021 Tag 65 Von der Wutachschlucht zur Schwäbischen Alb
Bereits um 5:40 Uhr bin ich wieder unterwegs. Der Tag erwacht gerade in der Schlucht, die genauso schön wie gestern weiter geht. Es gibt enge Pfade direkt am Fels mit Drahtseilsicherungen und auch etliche Brücken. Die Mondviole, eine typische Pflanze der Schluchtwälder blüht bereits. Einmal kann ich auf dem Gewässer einen Gänsesäger fotografieren. Diese Entenart ist im Hohen Norden zu Hause, in der Wutachschlucht wird lediglich ein Stop auf dem Rückweg eingelegt.
Hinter der Wutachmühle wird das Tal breiter und der Weg verläuft parallel zur Straße. In Achdorf lädt eine nett mit tibetischen Gebetsfahnen geschmückte Herberge, Pilger auf dem Jakobsweg zur Einkehr ein.
Vor Blumberg passiere ich noch einen besonderen Höhepunkt, die Schleierbachfälle, die malerisch über vier Stufen abfallen.
Pünktlich um 10 bin ich dann in Blumberg, wo ich Andrea Bottaro von der Wald AG Renningen treffe, die vorgestern angefragt hatte, ob sie ein Stück mit mir laufen darf. Die Wald AG möchte sich für eine naturnahe Bewirtschaftung ihres Stadtwaldes einsetzen, daher bin ich gerne bereit Andrea ein paar Tips zu geben.
Doch zunächst laufen wir durch offene Flächen und sind ganz überrascht, als wir direkt neben einer Bundesstraße einen Biberdamm und einige von den großen Nagern gefällte Bäume entdecken.
Andrea hat Nudelauflauf und Hefezopf mitgebracht, daher legen wir oberhalb von Hondingen eine längere Rast ein, während zwei Rotmilane über uns kreisen.
Im Stadtwald Renningen steht bald die 10- jährige Forsteinrichtungsplanung an, ein extrem wichtiges Ereignis, da hier die Weichen für die nähere Zukunft gestellt werden. Ich schlage Andrea Sachen vor, wie einen Teil der alten Laubwälder ganz aus der Nutzung zu nehmen, in den restlichen Altbeständen nur sehr vorsichtig, weit unterhalb des Zuwachses Holz einzuschlagen, den Umbau von Nadelbaumreinbeständen zu Mischwald zu forcieren und einen minimalen Rückegassenabstand von 40 Metern einzuführen. Meine Vorschläge stoßen auf sehr offene Ohren, ich bin mal gespannt wie weit die Wald AG kommt! Immerhin wird schon mal gut mit den örtlichen Förstern zusammen gearbeitet, was sehr positiv ist!
Der Wald hier wird von der Buche dominiert, die sich auch sehr gut in die Fichtenbestände hinein verjüngt hat. So entstehen stabile Mischwälder!
Weniger gut ist, dass entlang von einem Weg der Buchenaltbestand gerade komplett geräunt wurde. Leider sieht man so etwas auch heute noch immer wieder. Gerade in den alten Laubwäldern sollte man darauf achten, dass stets ein gewisser Schirm der Elterngeneration erhalten bleibt. Nur so bleiben die ökologischen Bedingungen gleich, die einen Wald überhaupt erst ausmachen. An dieser Stelle wurde nicht mal ein Alibi Rest an Habitatbäumen erhalten. Es ist traurig, nur noch die jungen Buchen zu sehen, wo vor kurzem noch ein richtiger, alter Wald war. Solche Aktionen entspringen einem Waldverständnis, das rein auf Nutzholzerzeugung fixiert ist. Dabei schließt wirkliche Nachhaltigkeit auch Naturschutz und Klimaschutzkomponenten ein, wie die Biotopkonstanz von Altholzbesiedlern und den Erhalt des Waldinnenklimas.
Schließlich verabschieden wir uns und ich erreiche bald darauf bei Gutmadingen den Lauf der Donau. Vorher war der Wald stellenweise noch üppig mit Bärlauch bedeckt. Lecker!
Hinter Geisingen geht es wieder in den Wald, der hier schon zur Schwäbischen Alb gehört, was das Kalkgestein und die Wacholderheide am Waldrand zeigen. Ich überquere einen Bergkamm und steige in ein offenes Tal ab, was schön im Abendlicht erstrahlt. Dann geht es auf den nächsten Höhenzug wo ich erst um 19:40 mein Cowboycamp in einem jungen Buchenbestand aufschlage. Leider stört das Rauschen des nahen Windrads die Waldesruhe…
Tolle Begegnung gestern mit dir. Die Kids waren sehr beeindruckt und wir planen eine Wanderung mit einer Übernachtung!
Viel Erfolg beim weiter Wandern, kämpfen und auf ein baldiges Regenende.
Ich verbreite deine Aktion in meinen Kreisen…
Grüße jule
Vielen Dank! Das ist eine gute Idee mit der Übernachtung!