5.5.2021 Tag 67 Über die höchsten Höhen der Schwäbischen Alb
Als der Wind abends stärker wird, gelangt der Regen auch ins Innere der Hütte. Erst als ich mein Tarp als eine Art Vorhang anbringe, ist es trocken.
Da mir der Betonfußboden zu hart und kalt ist, schlafe ich auf der schmalen Bank, was auch recht gut funktioniert, bis ich am nächsten Morgen bei einer Drehung im Schlafsack auf dem Boden lande, glücklicherweise ohne mich zu verletzen….
Der Regen ist zunächst noch ziemlich heftig, daher laufe ich erst nach 8 Uhr los. Zwar ist es immer noch nicht trocken, aber in meinen Regensachen bin ich ausreichend geschützt. Als der Regen schließlich aufhört liegt Nebel über dem Land, der aber bald von dem immer noch heftigem Wind weggeblasen wird.
Ich laufe eine ganze Zeit durch den Ort Gosheim und steige dann zum Lemberg auf, mit 1016 Metern der höchste Punkt der Schwäbischen Alb. Immer wieder wechseln sich Schneeschauer mit Sonnenschein ab, und oben auf dem Turm glaube ich fast, in jedem Moment weggeblasen zu werden.
Es gibt hier oben eine Hütte, in deren Schutz ich länger als geplant verharre. Lange Telefongespräche um organisatorische Dinge zu regeln. Ein nicht unwesentlicher, viel Zeit erfordernder Bestandteil meiner Tour…
Die Wälder werden hier von der Fichte dominiert, aber oft sind auch Tannen dabei. Wo dass der Fall ist, findet sich oft dichte Naturverjüngung dieser Baumart. Das gilt auch für die Buche, wenn nur wenige Samenbäume übrig geblieben sind. Fast scheint es, als ob der ursprüngliche Wald aus Buchen, Tannen und Bergahornen mit Macht zurückkehren will. Das Wild scheint dafür keine große Rolle zu spielen, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass hier überall so intensiv gejagt wird, wie im Stadtwald Tuttlingen…
Die meisten Wälder hier sind recht alt mit häufig eindrucksvollen Fichten und Tannen. Dann und wann kann ich vom Bärlauch naschen.
Es ist hier ziemlich trocken, erst am späten Nachmittag stoße ich vor Ratshausen auf den ersten Bach.
Hinter dem Ort geht es steil hoch zum Lemberg, wo es eine Wacholderheide gibt, und ich den niedergehenden Schauern ringsum zusehen kann, Es gibt hier auch einen großen Steinbruch, wo der Schotter mit einer Seilbahn abtransportiert wird.
Gegen 19 Uhr schlage ich schließlich mein Lager in einer recht komfortablen, weitgehend geschlossenen Hütte auf.
Das dichte Netz an Schutzhütten in Deutschland ist eine feine Sache – das gibt es in Österreich nicht. Allerdings ist auch mir bei meiner Tour quer durch Deutschland aufgefallen, wie viele dieser Schutzhütten ihrem ursprünglich, bereits im Namen steckenen Zweck nur sehr unzureichend gerecht werden. Wozu eine "Schutzhütte", wenn es bei Regen drinnen genauso nass wird wie draußen …?
Auch in Deutschland gibt es keineswegs überall offene Hütten, aber ich war bisher immer sehr froh, wenn eine mir dringend nötigen Schutz geboten hat.