24.05.2021 Tag 79 Vom Paternzeller Eibenwald zum Starnberger See
24.05.2021 Tag 79
Morgens ist der Quilt etwas feucht vom Tau. Bereits um 6 Uhr sind wir wieder unterwegs, da ich 40 Kilometer pro Tag laufen muss, um meine nächste Station rechtzeitig zu erreichen. Das Waldgebiet hier ist ziemlich nass, und daher ist es keine besonders gute Idee, eine Abkürzung auf einem Grasweg einzuschlagen. Natürlich holen wir uns prompt nasse Füße…
Schon nach sieben Kilometern gelangen wir in die Nähe von Paterzell, dass für seinen Eibenwald berühmt ist. Zwar sehen wir einige Exemplare, aber den richtigen Wald entdecken wir erst, nachdem wir andere Wanderer gefragt haben. Die Eibe ist eine ganz besondere Waldbaumart, die einst in Europa weit verbreitet war, aber bereits im Mittelalter durch den hohen Bedarf für das zähe Holz zur Herstellung von Langbögen fast ausgerottet wurde.
Ein einen Kilometer langer Rundweg führt durch das mit 2000 Exemplaren größte Eibenvorkommen Deutschlands. Dabei dominiert die niedrigwüchsige Baumart keineswegs, sondern ist in einen abwechslungsreichen Wald aus Fichten, Buchen, Ahornen und Eschen eingemischt. Viele der uralten Baumindividuen sind hohl oder abgebrochen, schlagen aber immer wieder aus. Eine Tafel erklärt, dass ein vielleicht 30 Zentimeter dickes Stämmchen bereits 260 Jahre alt ist! Die Eiben sind extrem schattenertragend und zäh, vertragen allerdings keine Kahlschläge und werden bevorzugt von Rehen verbissen, obwohl die Pflanze für Menschen sehr giftig ist. Hier im Eibenwald wachsen allerdings auch zahlreiche, junge Bäume ohne Schutz vor Wildverbiss hoch. Auch Christian ist begeistert von dieser etwas märchenhaft anmutenden Baumart, und drückt immer wieder auf den Auslöser seiner Kamera. Leider wurde das stärkste Exemplar getötet, als im hohlen Inneren jemand ein Feuer entzündet hatte.
Unterwegs nach Weilheim erhaschen wir Blicke auf das mächtige Zugspitzmassiv, mit Orchideenwiesen im Vordergrund und passieren eine tolle Linde in Linden.
Nachdem wir ein Eis in Weilheim gegessen haben, verabschieden wir uns erst einmal, da Christian wegen seinem Knie ein Stück mit dem Zug vorfährt.
Weiter geht es auf Radwegen und Nebenstraßen. Ein Weißstorch in einer Wiese lässt sich nicht von mir stören.
Das Naturschutzgebiet Hardt, bei der gleichnamigen Kapelle, wartet mit eiszeitlichen Hügeln, den Drumlins, Orchideen und Enzian auf. Allerdings sind auch zahlreiche Besucher zu Fuß oder mit dem Rad hier unterwegs…
Zwei ältere Damen fragen nach meiner Tour und sind sichtlich „waldbegeistert“ als ich von meinem Vorhaben erzähle.
Am Kronfilz vor Seeshaupt sehe ich dann weniger schöne Bilder. Hier wurden sämtliche Fichten durch einen Harvester gefällt, und der moorige Untergrund von den Maschinen tief zerfahren. Wie kann man nur auf die Idee kommen, in so einem Gelände mit schweren Maschinen zu arbeiten?
Schließlich erreiche ich den Starnberger See, komme aber nicht ans Ufer, da überall private Grundstücke den Zugang verhindern.
Meiner Meinung nach, sollte für die Öffentlichkeit an Ufern und Stränden ein gesetzliches Wegerecht gewährt werden!
Es herrscht hier viel Verkehr und ich bin ziemlich frustriert, so macht Wandern keinen Spass!
Doch dann treffe ich meinen Freund Christian wieder, der auf einer Bank am Campingplatz auf mich wartet. Zu allem Überfluss hat er ein Bier, dass der Inhaber des Platzes gestiftet hat, als der Ösi den Inhaber „waldbegeisterte“.
Als wir auf vielbefahrener Straße weiter Richtung Autobahn laufen, geht der Nieselregen, der seit Mittag herrscht, in ergiebigen Niederschlag über und wir sind froh, als wir etwas abseits eine Scheune mit weit überstehendem Dach entdecken, wo wir unser Lager aufschlagen, und dann aus trockener Perspektive in den Regen schauen, der auf eine große Wiese vor uns nieder geht.
Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen auf dieser besonderen Reise, für die vielen Informationen und tollen Fotos. Immer wieder eine Freude! Weiter so!
Vielen Dank für den netten Kommentar!