8.6.2021 Tag 91 Ein wunderschöner Wald mit gigantischen Tannen
In der Nacht bleibt es trocken, daher muss ich mich nicht unter das Tarp begeben. Um 5:30 bin ich bereits wieder unterwegs und erreiche bald hinter dem Scheuereck, die Höllbachgespreng. An diese Schlucht und den Aufstieg zum Falkenstein kann ich mich noch gut erinnern, denn ich war mit 14 hier mit meinen Eltern im Urlaub. Ich war damals von dem wilden Bach und den tollen Bäumen total begeistert. Auch jetzt noch gefällt es mir dort gut, aber die Großartigkeit der ersten Begegnung stellt sich nicht mehr ein. Allerdings kann ich auch nicht die ganze Strecke wiederholen, da es eine Umleitung wegen eines Wanderfalkenbrutplatzes gibt.
Schon bald gelange ich in den Bergfichtenwald, der hier großenteils noch in Takt ist. Der Gipfel des Großen Falkensteins ist eher unspektakulär, aber die Felskanzel des kleinen Bruders gewährt schöne Ausblicke bis zum Arber. Hier treffe ich Bernd wieder, dem ich beim Aufstieg schon einmal begegnet war. Er erwandert alle Höhen über 1000 Meter im Bayerischen Wald und will darüber auch eine Internetseite veröffentlichen. Gemeinsam wandern wir dann auf schönen Pfaden abwärts nach Zwiesler Waldhaus, wo er mich zum Mittagessen in einen Biergarten einlädt. Anschließend gehe ich zu dem fantastischen Blockhaus von meinem inzwischen schon guten Bekannten Peter Langhammer, mit dem ich dann nachmittags den Wald der Umgebung durchstreife. Zwar sind viele Fichten borkenkäferbedingt hier in den letzten drei Jahren abgestorben, aber der Wald ist nach wie vor absolut beeindruckend, besonders was Menge und Qualität des Totholzes, aber auch Zahl und Dimension der zahlreichen Tannen angeht. Hier steht auch die Waldhaustanne, mit 52 Metern Höhe und etwa zwei Metern Durchmesser bei einem Alter von über 600 Jahren ein absolut beeindruckender Baum. Es ist sehr erstaunlich, dass sich diese Urwaldreste in dem gut zugänglichen Gelände erhalten konnten.
Peter erzählt mir viel von seinen Tierbegegnungen in dieser wilden Natur. Glücklicherweise ist es ihm gelungen, die Kahlhiebe zur Borkenkäferbekämpfung in unmittelbarer Nähe der Urwaldreste zu verhindern. Erst 1997 wurde der Nationalpark um das Gebiet am Falkenstein erweitert, daher gehört es zur sogenannten Entwicklungszone, in der auch abseits der Nationalparkgrenzen Borkenkäferbekämpfung durchgeführt wird, oft auf großen Flächen mit Harvestern unter Räumung des Holzes von den Flächen. Ein Irrsinn in einem Nationalpark, der aber hoffentlich jetzt beendet ist! Peter zeigt mir auch Flächen, wo das Holz liegen geblieben ist, da der Harvester es entrindet hat und damit die Borkenkäferbrut vernichtet. Auch nicht toll, aber viel besser als das Räumen der Flächen!
Es gäbe hier noch ungeheuer viel zu sehen, aber ich will auch noch Duschen und Wäsche waschen, daher gehen wir irgendwann zurück und sitzen später noch auf der Terrasse, während die Fledermäuse um uns herum fliegen.
Ich möchte gerne wissen, wie Totholz sich im Sommer bei lange anhaltender Trockenheit auswirkt. Zuerst hät es ja den Boden feucht, aber was, wenn es austrocknet, fördert es dann Waldbrände?
Hallo Angela,
das ist eine gute Frage! Gerade in reinen Kiefernwäldern, kann ausgetrocknetes Totholz tatsächlich ein guter Zunder sein und Waldbrände fördern. In Laubwäldern ist es in der Regel bei uns nicht trocken genug, damit diese brennen können. Ich denke, die positiven Effekte von Totholz bezüglich Wasserspeicherung und Kühlfunktion überwiegen bei weitem, ganz abgesehen von anderen Aspekten wie Lebensraumfunktion, Humusbildung etc. Meiner Meinung nach ist die Lösung in den waldbrandgefährdeten, kieferngeprägten Gebieten nicht, kein Totholz mehr zuzulassen, sondern diese durch Einbringen von Laubbäumen brandresistenter zu machen.