9.6.2021 Tag 92 Über Arber und Osser
Da Peter und ich morgens noch zusammen frühstücken und uns wie immer gut unterhalten, breche ich erst gegen 8 Uhr auf. Ich folge dem Schwellkanal durch wunderschönen Wald zum Schwellhäusel. Ab dort geht es auf Forstwegen stetig aufwärts. Obwohl es noch früh am Morgen ist, zieht bereits ein Gewitter auf. Kurz nachdem ich den Arbersee passiert habe, beginnt es dann relativ stark zu regnen. Es donnert auch, aber das Gewitter entlädt sich glücklicherweise nicht über mir. Hier im fürstlich Hohenzollernschen Wald fallen mir Holzschilder mit plakativen Slogans auf, die zweifellos auf den benachbarten Nationalpark zielen : „Aktive Waldbewirtschaftung schafft stabile Wälder“. In naturgemäß arbeitenden Betrieben trifft das auch zu, aber man schaue sich die Fichtenmonokulturen im Wirtschaftswald an, die immer wieder kehrend von Stürmen und Borkenkalamitäten erschüttert werden, und man sieht, das dieser Spruch nicht so ganz zu trifft. Auf den Nationalpark bezogen muss man wissen, dass Störungen Vielfalt erzeugen, und ganz natürlich sind. Ja, viele Arten sind sogar daran angepasst. Über längere Zeiträume gesehen sind Ökosysteme häufig nicht stabil, aber das ist Teil der Natur, und diese Dynamik muss man in einem Nationalpark zulassen, der ja in erster Linie natürliche Prozesse schützen soll.
Der zweite Slogan heißt: „Holz schafft Arbeit“. Natürlich ist das nicht falsch, aber tatsächlich soll suggeriert werden, das der Nationalpark Arbeitsplätze vernichtet. Das ist natürlich vollkommener Quatsch. Der Nationalpark beschäftigt auf 24.000 ha, 200 Mitarbeiter. In dem Forstamt vergleichbarer Größe, wo ich bis Februar gearbeitet habe, waren das tatsächlich nur 25! Dabei rede ich gar nicht von den Arbeitskräften und dem wirtschaftlichen Aufschwung der Region, den der Nationalparktourismus gebracht hat. Tatsächlich sind im Forstsektor in den letzten 20 Jahren die Hälfte der Arbeitsplätze weggefallen. Ursächlich dafür waren aber nicht „Flächenstillegungen“, sondern die Mechanisierung durch die Harvestertechnologie und das stark betriebswirtschaftliche Denken, dass zahlreiche Försterstellen wegrationalisiert hat. Bei einer naturnäheren Bewirtschaftung wie ich sie mir vorstelle, und wie sie in vielen Betrieben praktiziert wird, entstehen sogar mehr Arbeitsplätze und das ist gut so!
Nach längerem Aufstieg erreiche ich das Gipfelplateau des 1456 Meter hohen Arbers. Der Regen hat nachgelassen und so kann ich mich etwas umschauen. Eine Seilbahn führt hierauf, daher sind relativ viele Leute oben. Einige kleine Felsmassive gewähren weite Aussichten. Als ich dann weiter durch den Fichtenwald zum Kleinen Arber laufe, lasse ich die Menschen bald hinter mir. Es gibt hier ein 400 ha großes Naturschutzgebiet dass den Kleinen Arbersee mit einschließt. Teilweise ist der Wald recht schön, aber auch hier wird Borkenkäferbekämpfung betrieben. Auf dem schön gelegenen See schwimmen Schwingrasen und einige Besucher bevölkern die Ufer. Bald bin ich aber wieder allein und laufe durch wunderschönen Plenterwald, wahrscheinlich bäuerlicher Privatwald mit vielen dicken Tannen und Fichten, und relativ wenig Buchen. Der Wasserfall am Sollerbach wirkt besonders schön in der nach dem Regen leuchtend grünen Umgebung. Das sind hier wirklich weite Wälder, die nach meinem Gefühl sogar den Pfälzer Wald in den Schatten stellen. Der Ort Sommerau wirkt winzig vor dem Hintergrund der großen Wälder. Lohberg ist dagegen größer. Hinter dem Ort beginnt der lange Aufstieg auf den Großen Osser von 650 auf 1291 Meter Höhe auf schönem Pfad durch dichten Nadelwald. Am Kamm folge ich dann einer Felsbank aus Quarzit zum felsigen Gipfel, der schöne Aussichten bietet. Der Arber wirkt schon ziemlich weit entfernt…
Das Wetter ist nach wie vor instabil, daher schlage ich in der Schutzhütte unterhalb des Bergs mein Lager auf.
Schon morgens kommt ein Gewitter auf
Arbersee
Blick vom Arber
Arber
Zum Kleinen Arber
Kleiner Arbersee
Schöne Steige
Plänterwald
Plänterwald
Sollbachfall
Sommerau
Wahrscheinlich Wiesenaufforstung
Großer Osser
Der Arber ist schon entfernt
Auerhuhnschutz
Lager in Schutzhütte