17.10.2021 Tag 214 Vom Großen Moor ins Barnbruch
Im Licht der Stirnlampe breche ich um sechs Uhr bereits auf. Zunächst folge ich einer Straße, fülle am Sauerbach endlich mein Wasser auf, und erreiche bei Hell werden langsam das Große Moor. Baumleichen künden von erfolgreicher Wiedervernässung. Allerdings dominieren junge Waldbestände aus Birken und Aspen, die sich nach Trockenlegung und Abtorfung angesiedelt haben. Einer Tafel entnehme ich, dass die Birkhühner trotz Bestandesstützungsmaßnahmen durch Auswilderung schließlich ausgestorben sind. Dann erreiche ich den Allerkanal wieder, dem ich bis auf die Höhe von Stüde folge, bevor ich wieder in den Wald abbiege, der hier sehr einförmig und recht jung wirkt. Eine Tafel verrät die Lösung: Bei einem großen Feuer wurden hier 200 Hektar Wald vernichtet, die mit Kiefern wiederaufgeforstet wurden.
Ein Stück weiter zeigt sich viel Naturverjüngung im Wald. So viel zu dem Thema, das Kiefernverjüngung nur durch große Auflichtungen möglich ist…
Es gibt hier auch Pflanzungen von Buchen und Eichen, insgesamt scheint man bemüht zu sein, den Kiefernwald gemischter und damit widerstandsfähiger zu gestalten.
Nach dem ich ein weiteres Mal dem Elbe Seiten Kanal gefolgt bin, der erst 1970 gebaut wurde, biege ich in das große Waldgebiet des Barnbruchs ab. Dieses bestand überwiegend aus nassen Erlenwäldern bevor 1863 der Allerkanal gebaut wurde und das Gebiet durch zahlreiche weitere Gräben trocken gelegt wurde, so das dann überwiegend Kiefern gepflanzt wurden. Hier hatte ich 1984/ 1985 Praktikum gemacht, weshalb ich zahlreiche Erinnerungen an das Barnbruch habe!
Am Allerkanal treffe ich mich mit Michael Cordes, seit 2017 hier zuständiger Revierleiter, seiner Frau Josefine und den Kindern Feline, Elisa und Carlotta.
Während diese schon mal zur Hütte vorfahren, wandere ich mit Michael durch das Barnbruch, dass seit 1986 Naturschutzgebiet ist, und in dem inzwischen etwa 20 % der Fläche aus der forstlichen Nutzung genommen wurden. Was die Fauna angeht, haben sich bis heute ganz erstaunliche Entwicklungen ergeben, so haben sich Kranich, Schwarzstorch, Seeadler, Biber, Wolf und Wildkatze neu angesiedelt!
Der Biber hat wie es seiner Natur entspricht, Dämme angelegt, die zur Wiedervernässung und Absterben von 50 Hektar Kiefernwald geführt haben. Seit 2018 ist der Graben in dem die Dämme errichtet wurden, trocken gefallen und der Wasserspiegel stark gesunken. Auch die Eichen scheinen mit diesen starken Schwankungen nicht fertig zu werden und zeigen Vitalitätsschwäche und teilweises Absterben. Überhaupt wirkt der Wald auf mich zerrupft und stark aufgelichtet. Das liegt offenbar größtenteils an einem Sommersturm der vor einigen Jahren das Barnbruch getroffen hatte. Auf die entstandenen Freiflächen werden überwiegend Eichen und Erlen, aber auch Flatterulmen gepflanzt. Große Bereiche werden aber auch der Sukzession überlassen, wo sich zunächst meist Birken einstellen, aber sicher auch noch etliche Eichen dazu kommen.
Schließlich gelangen wir an die Hütte, wo Josefine draußen bereits das Feuer entzündet hat, die Kinder Marshmallows im Feuer zubereiten und wir Kaffe und Kuchen zu uns nehmen.
Anschließend fahre ich mit Michael und Feline zu einem 50 Hektar großen Bereich, wo die Gräben zur Vernässung verfüllt, die Kiefern aufgelichtet und darunter Eichen gepflanzt wurden. Dieses geschieht als naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme für das nahe gelegene VW- Werk in Wolfsburg.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, sitze ich noch alleine am Feuer, mit dem ich auch schließlich den Ofen in der Hütte entzünde, durch den es wohlig warm wird.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie der Forstwirtschaftsmeister Willi Neumann damals zu uns Praktikanten sagte, dass er in so einer Hütte leben könnte, er aber nicht glaubt, dass das auch für uns möglich sei. Wenn der wüsste…