14.10.2021 Tag 211 Mit Abteilungsleiter Dr. Hauskeller durch den Bobenwald
Während der Nacht und auch morgens regnet es zunächst noch, so das ich erst um halb neun starte. Bei Eitzen benötige ich dann noch eine ganze Zeit, bis ich den Blogpost von gestern abgesetzt habe. Hinter Hanstedt schlage ich einen Pfad ein, der mich zum Kloster Ebstorf führt. Zu Ebstorf habe ich eine besondere Verbindung, da ich hier mein Fachabitur in Forstwirtschaft gemacht habe. Tatsächlich existiert die Georgsanstalt noch immer als Schule!
Alte Erinnerungen werden wach, als ich das Originalschild über der damaligen Kneipensdisco Rasputin sehe, die ich sehr häufig besucht hatte…
Nachdem ich eingekauft habe, treffe ich um 14 Uhr in der Siedlung Ebstorf Dr. Hans- Martin Hauskeller, dessen Vater damals einer meiner Lehrer war! Dr. Hauskeller ist seit eineinhalb Jahren Abteilungsleiter Wald und Umwelt bei den Landesforsten Niedersachsen und nimmt sich die Zeit mit mir durch den Bobenwald nach Westerweye zu wandern. Doch zuvor treffen wir Malte Dicke, jetzt Revierleiter hier, aber früher in Hessen tätig, wo er von mir in sein erstes Revier eingeführt wurde. So klein ist die Forstwelt!
Der Bobenwald stockt auf fruchtbarem Grundmoränenstandort und wurde nur nicht gerodet, da er in klösterlichem Besitz war. Es wachsen hier überwiegend sehr schöne Eichen- und Buchenbestände, es gibt aber auch Fichten und Douglasien. Dr. Hauskeller hat meine Blogeinträge zum Teil gelesen, daher diskutieren wir in guter Atmosphäre intensiv meine Befunde. Er hält Kahlschlag für ein zulässiges Mittel, wenn es darum geht Fichtenbestände in Eichenwald umzuwandeln. Ebenso sieht er die starken Auflichtungen mit Bodenbearbeitung zur Naturverjüngung der Kiefer als unkritisch. Was den von mir häufig kritisierten Rückegassenabstand angeht, meint er, der Wald sei durch die Bewirtschaftung ohnehin stark verändert und die meisten Schäden würden schon bei einer einmaligen Befahrung entstehen, daher bringe es nichts, die Abstände im Nachhinein zu vergrößern. Offenbar ist beim wichtigen Thema Befahrung der Waldböden in Niedersachsen keine Bewegung zu erwarten, schade!
Wir stimmen darin überein, dass der Waldumbau von Nadelholzreinbeständen in Waldgebieten wie dem Bobenwald, wo Laubbäume nie weit entfernt sind, wahrscheinlich meistens gut über Naturverjüngung funktioniert. In anderen Fällen müssen aber Mischbaumarten durch Saat oder Pflanzung künstlich eingebracht werden. Dabei werden durchaus auch Baumarten mit nordamerikanischer Heimat berücksichtigt, diese sollen aber immer durch einheimische Laubbaumarten begleitet werden. Für die Douglasie nennt er etwa 8 % als maximalen Anteil an der Waldbestockung in Niedersachsen die angestrebt wird. Große Küstentanne soll dagegen nur in kleinem Umfang angepflanzt werden. Viel höhere Bedeutung als bisher sollen einheimische Baumarten erlangen, die bisher wenig Berücksichtigung finden, wie Hainbuche, Flatterulme oder Ahornarten.
Dr. Hauskeller betont die vielen Leistungen des Waldes abseits der Holzproduktion, sieht diese aber natürlich als wichtig an. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass dieser Mann an einer wichtigen Schlüsselstelle für die Waldentwicklung in Niedersachsen, tatsächlich nicht einseitig die Holzerzeugung in den Vordergrund stellen will, wenn auch einige seiner Vorstellungen meiner Auffassung nach nicht zu einer wirklich naturnahen Forstwirtschaft passen.
Am Öko- Camping Uhlenköper- Camp verabschieden wir uns. Thomas Göllner, der den Stadtwald Uelzen leitet, hat für mich freundlicherweise ein Zimmer im dortigen, seit Sommer neu eröffnetem Holz Hotel „11 Eulen“ gebucht. Dort erwartet mich eine tolle Unterkunft und ich bin schwer beeindruckt, als ich mich später mit Göllner treffe und uns der Chef des Hotels von seiner umfassenden ökologischen Gestaltung erzählt.
Thomas Göllner ist vorzeitig aus seinem Urlaub zurück gekehrt und ich bin schon sehr gespannt, was ich morgen von seinem Betrieb, der nach dem Lübecker Modell bewirtschaftet wird, zu sehen bekomme!