30.9.2021 Tag 198 Über Wismar nach Grevesmühlen
Kaum sind die Filmleute weg, schüttet es wie aus Eimern. Glücklicherweise hält meine Plane dem Regen stand…
Am Morgen ist es trocken, aber bewölkt und sehr windig.
Bald bin ich aus dem Wald wieder heraus und laufe über Feldwege von Krusenhagen nach Gagzow, wo es wieder ein Stück weit durch den Wald geht. Wie so häufig in Mecklenburg grenzen alter Buchenwald und mittelalte Fichten unmittelbar aneinander. Daher sind hier oft gute Vorausetzungen für die Entwicklung des Fichtenwaldes zum Mischwald über die natürliche Verjüngung der Buche gegeben.
Bereit vor 10 erreiche ich Wismar, durchquere die Fußgängerzone und laufe dann noch lange durch die ausgedehnte Stadt. Nachmittags erscheinen Sonne und blauer Himmel, es bleibt aber windig, während ich durch die offene Landschaft, überwiegend auf Asphalt wandere. Hinter Alt Jassewitz geht es dann längere Zeit durch Wald. Die Buchen beeindrucken auf den fruchtbaren, eiszeitlichen Standorten hier, durch ihre markanten Höhen. Leider wirken die Bestände oft ziemlich zerfahren, was mitunter durch Gräser als Verdichtungszeiger markiert wird. Einmal sehe ich einen Hackholzhaufen aus feinen Ästen. Ich kann gar nicht oft genug schreiben, wie waldschädlich, die Ernte des feinen Reisigs ist, in dem überproportional viele Nährstoffe enthalten sind. Dabei erhält der Waldbesitzer für dieses Hackholz kaum etwas und dass ein naturnaher Wald nicht wie geleckt aussehen darf, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben…
An einer Stelle sehe ich einen mittelalten Bestand aus Sitkafichten, die an ihren stechenden Nadeln und der schuppigen Borke erkannt werden können. Sie sind eigentlich an der nordamerikanischen Pazifikküste zu Hause, wo sie erstaunliche Dimensionen erreichen. Aber bei uns ist ihr Holz kaum gefragt, und mittlerweile wird sie auch gar nicht mehr angebaut. Ein weiteres Beispiel für Experimente, die keiner braucht…
Im Everstorfer Forst gibt es fast 5000 Jahre alte Großsteingräber. Zumindest Teile des Waldes waren schon damals gerodet worden.
In Grevesmühlen kaufe ich ein und treffe das Filmteam wieder. Leider stellt sich dann aber heraus, als ich mein Lager aufschlagen will, dass ein Kabel fehlt. Nichts desto Trotz gelingt es Ersatz zu beschaffen und wir filmen dann noch in der Dunkelheit, wie ich unter dem Tarp arbeite und beantworte vor der Kamera Fragen zu meinem Projekt. Das sind bestimmt Aufnahmen mit schöner Atmosphäre geworden!
Die nächsten Tage werden wieder sehr spannend, mit interessanten Gesprächspartnern, Fernsehaufnahmen und einem Studioauftritt in Schwerin…