26.9.2021 Tag 194 Am Ostseestrand
In der Nacht höre ich zunächst nur aus der Ferne die Hirsche brüllen, was mich wundert, da der Darss seit jeher ein berühmtes Rotwildjagdgebiet ist. Die Nacht ist ziemlich hell, als ich gegen 4 aufwache, zieht ein Hirsch wenige Meter entfernt vorbei, brüllt, bemerkt mich dann aber wohl doch, da er einen Schrecklaut von sich gibt, und entfernt sich dann. Das war kein Traum!
Bereits in der Dämmerung, noch von Fledermäusen umflattert bin ich wieder unterwegs. Zweimal sehe ich Rotwild und eine Rotte Sauen rumort im hohen Adlerfarn, ich bekomme sie allerdings nicht zu Gesicht. An Wild herrscht hier jedenfalls immer noch kein Mangel, aber die Jagd hat sich sicher entscheidend geändert. Stand Jahrhunderte lang der Wert des Hirschgeweihs als Trophäe ganz oben, geht es jetzt im Nationalpark darum, den Wildbestand falls erforderlich, so zu regulieren, dass das Ökosystem keinen Schaden nimmt. Da ich keine Jagdeinrichtungen sehe, gehe ich davon aus, dass das „Wildtiermanagement“ wie die Jagd in Nationalparks genannt wird, keine große Rolle mehr spielt.
Jetzt, so früh am Morgen habe ich den Strand für einige Zeit für mich alleine, sicher etwas eher Seltenes hier…
Das Besondere am Darss ist, dass hier dem Walten des Meeres keine Grenzen durch Verbauungen gesetzt werden. So wird am Weststrand die Küste Stück für Stück abgetragen und dafür entsteht dann an der Nordspitze der Halbinsel neues Land. Das passt natürlich hervorragend zum Motto der Nationalparks, „Natur Natur sein lassen“.
Schließlich verlasse ich den Nationalpark und wandere am Strand, der sich jetzt langsam bevölkert, Richtung Ahrenshoop. Dort ragt die Steilküste des Fischlands auf, so dass ich auf das Hochufer wechsele. Nachdem es morgens noch bedeckt war ist es richtig warm geworden, als die Sonne erschienen ist. Zum ersten Mal seit langem wandere ich in T-Shirt und kurzer Hose. Am Strand scheint es fast so, als sei der Sommer wieder da, manche Leute baden sogar!
Hinter Dierhagen folge ich Radwegen in den Wald von Ribnitz-Damgarten, der überwiegend aus Kiefern besteht, die aber häufig mit Buchen unterstanden sind. Es gibt hier sogar ein großes Torfmoor, ich komme aber lediglich an einer kleinen Renaturierungsfläche vorbei.
Mit Fichten bestandene Flächen sind borkenkäferbedingt oft schon abgestorben und wurden geräumt. Bei der Wärme bevölkern noch einmal Libellen, Schmetterlinge, aber auch Mücken die Luft. Gegen Abend hat es sich wieder etwas zugezogen, daher schlage ich in einem Fichtenwald mein Tarp auf.