23.8.2021 Tag 160 Das Wildnisgebiet Jüterbog
In der Dämmerung sehe ich zweimal Ziegenmelker lautlos vorbeigleiten und später noch eine viel kleinere Fledermaus.
Während es gestern weitgehend trocken war, fängt es in der Nacht an zu schütten und hört erst am frühen Nachmittag wieder auf. Immerhin kann ich die Zeit für ein Telefongespräch mit Stefan Aßmann, von den Niedersächsischen Landesforsten nutzen, der interessante Termine für mich organisieren möchte. Natürlich sind die Förster ein wichtiger Schlüsselfaktor, wenn man etwas für den Wald erreichen möchte, daher freue ich mich sehr über dieses Angebot.
Schließlich lässt der Regen nach und ich breche auf. Hinter Pechüle beobachte ich etwa 30 Kraniche am Rand eines abgeernteten Feldes und erreiche bald das 1999 ausgewiesene Naturschutzgebiet Forst Zinna-Jüterbog-Keilberg, ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der heute auf 7200 Hektar Eigentum der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg ist. Die Stiftung wurde im Jahr 2000 vom Land Brandenburg, dem WWF, NABU, Zoologischer Gesellschaft Frankfurt und anderen gegründet und hat heute 13.700 ha in ihrem Besitz, die sich im Wesentlichen zur Wildnis entwickeln sollen. Auf 30 Kilometern gibt es hier markierte Wanderwege über die das Gebiet erkundet werden kann. Zunächst geht es überwiegend durch Kiefernwald, der aber oft überraschend mehrschichtig ist, mit vielen Birken, Trupps von Kiefernverjüngung, recht vielen Eichen und auch einigen Roteichen und Robinien. Alte Baumstümpfe zeigen, dass hier trotz Truppenübungsplatz Forstwirtschaft betrieben wurde, allerdings ist die Entwicklung hin zum Naturwald unübersehbar.
Einige Tafeln weisen auf Besonderheiten des Gebiets hin, wie die Rückkehr der Wölfe seit 2009 und die noch betriebene Pflegemahd von Feuchtwiesen.
Ursprünglich haben im Gebiet drei Dörfer gelegen, von denen ich Mehlsdorf passiere. Dort weisen heute allerdings nur noch einige Linden und Ulmen auf die ehemalige Ansiedlung hin, die um 1930 dem Militär weichen musste.
Vor Felgentreu gelange ich in einen Brandbereich. Hauptsächlich Birken wurden hier von den Flammen in Mitleidenschaft gezogen. Einige haben das Feuer überlebt, aber auch die meisten scheinbar toten Bäume schlagen aus den Wurzeln üppig wieder aus. Auch einige Kiefern mit geschwärzter Borke sind grün geblieben. Wahrscheinlich war das auch auf der Brandfläche gestern der Fall, aber dort hatte man sich aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, fast alle Bäume abzuräumen…
Es gibt hier auch breite Wege, die den Spuren nach zu urteilen häufig befahren werden, auch von Motorrädern. Es würde sicher zur Beruhigung des Gebiets beitragen, wenn man diese Wege für Fahrzeuge unbenutzbar machen würde. Die zahlreichen Warnschilder entlang der Wanderwege halte ich dagegen für ziemlich übertrieben. Kaum jemand wird sich hier durch die weglose Wildnis kämpfen, zumal man mit militärischen Altlasten rechnen muss.