10.7.2021 Tag 123 Mit Waldpädagogin Tanja Kempen in den Dörnaer Genossenschaftswald
Beim reichhaltigen Frühstück unterhalte ich mich angeregt mit Frau Weber und einem Baumkontrolleur am benachbarten Tisch. Bald danach erscheinen Tanja Kempen und ihr Mann Daniel, sowie Alexander Volkmann von der Thüringer Allgemeinen, der ein Interview mit mir führt. Pay stößt auch dazu und wird heute wieder fotografieren.
Tanja hat nach dem Abitur zunächst BWL studiert und dann als Produktmanagerin in München gearbeitet. Aber die Liebe zu Natur und Heimat waren stärker, daher studierte sie noch Forstwissenschaft und macht zur Zeit ihren Master zum Thema Waldnaturschutz. Gleichzeitig hat sie unter waldentdecken.de eine interessante Webseite aufgebaut, auf der sie dazu einlädt, den Wald mit ihr kennenzulernen. Ihr Mann Daniel ist seit 8 Jahren Revierförster im benachbarten Dün und betreut zur Zeit vertretungsweise ein Revier in der Nähe, wozu auch der Dörnaer Genossenschaftswald gehört. In diesem etwa 100 ha großen Wald, zu dem eine ebenso große Anzahl von Anteilen aus dem benachbartem Dorla gehört, wird schon seit langem plenterartig gewirtschaftet. Das heißt, flächige Eingriffe unterbleiben und es werden gezielt vor allem die stärksten Stämme geerntet. In der Umgebung des Hainich gibt es einige dieser Privatwaldgenossenschaften, die schon seit langer Zeit ihren Wald gemeinschaftlich bewirtschaften, unterbrochen von der DDR-Zeit, in der ihr Wald quasi verstaatlicht worden war.
Der Dorlaer Wald ist wunderschön, mit vielen dicken Bäumen, der verschiedensten Baumarten. Zwar dominiert die Buche, aber zahlreiche Eschen, Ahorne, Ulmen und Linden haben sich zu ihr gesellt. Überall wächst der Baumnachwuchs hoch, und häufig gibt es eine intensive Durchmischung von Bäumen unterschiedlicher Höhe. Daniel erzählt, dass die Auswahl der zu erntenden Bäume häufig gemeinsam mit den Vorsitzenden der Genossenschaften erfolgt. Dabei bedarf mitunter einiger Überzeugungskraft um sie vom Wert von Totholz und Habitatbäumen zu überzeugen, die tatsächlich bisher nur in relativ geringem Umfang vorhanden sind. Inzwischen gibt es dazu aber staatliche Förderungsmöglichkeiten, die auch in Anspruch genommen werden. Der Genossenschaftswald hat zwar auch eine wirtschaftliche Funktion, aber aufgrund der Vielzahl der Anteile, ist diese nicht sehr bedeutend. Tatsächlich wird auch darauf geachtet, beispielsweise Fichtenbestände die jetzt absterben, weit überwiegend durch Laubbäume zu ersetzen. Auffallend ist, dass in dem Wald, den wir uns anschauen, bisher noch keine Rückegassen markiert wurden. Daniel betont, dass dies unbedingt nachgeholt werden muss, wobei wo irgend möglich, die alten Fahrspuren integriert werden sollen.
Zwar gibt es auch hier natürlich Kronenschäden, aber insgesamt wirkt der Wald vital und es ist zu hoffen, dass er sich vom Trockenstress der letzten drei Jahre erholen kann.
Nachdem ich noch ein kleines Instagram Video mit Tanja gedreht habe, wandern wir zurück nach Eigenrieden, wo wir uns verabschieden, doch vorher gebe ich Pay noch ein Interview, dass im Magazin der Naturschutzorganisation Robin Wood erscheinen soll.
Den Nachmittag verbringe ich dann auf dem Zimmer mit den vielen Organisations- und Schreibarbeiten am Laptop, zu denen ich sonst während des Wanderns kaum komme.